Ortsgeschichte Sora Teil 1
Ernst Arthur Kühne: Ortsgeschichte und Geschichte der Dörfer
Sora, Lampersdorf, Lotzen (Teil 1)
Diese Arbeit hat Herr Oberlehrer Ernst Arthur Kühne, Wilsdruff vor und Anfang des 2.Weltkrieges begonnen (1935-1948)
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Wo sie liegen |
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Was wir aus den ersten Jahrhunderten an Urkundlichem erfahren |
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· Richter und Bürgermeister Sora , Lampersdorf und Lotzen |
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· Brände in Sora , Lampersdorf und Lotzen |
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Sora, Lotzen, Lampersdorf
Mitten im Gau Sachsen, westlich Dresden
Haltepunkt der Kraftpost Wilsdruff-Meißen
Im Süden des Kreises Meißen
Straßenentfernung 4,5 km von Wilsdruff
10,6 km von Meißen
Namensvettern:
Sohra bei Freiberg, Post Oberbobritzsch |
300 Einwohner |
Sora bei Schirgiswalde, Post Wilthen |
30 Einwohner |
Lampersdorf, Post Oschatz |
348 Einwohner |
2. Der Dörfer älteste Urkunden
Jede geschichtliche Forschung bedarf der Urkunden. Sora kann sich glücklich schätzen, die älteste geschriebene Urkunde der Heimat, die Originalurkunde Nr. 92b im Hauptstaatsarchiv Dresden vom Jahre 1186 sein Eigen nennen zu können, also eine Urkunde beinahe aus der Zeit der Ortsgründung.
Aber die besten zwei ungeschriebenen Urkunden, die noch älter sind, entstanden in den Tagen der Ortsgründung selbst: Die Dorf- und Fluranlage, der Ortsname.
Vorgeschichtsfunde für Sora und Lotzen fehlen bis zur Stunde. In Lampersdorf fand Bauer Pietzsch am 2.10.1938 in seinem Hofe das Bruchstück einer Amphipolit-Steinaxt. Auch in der Umgebung liegen solche Funde vor, in Burkhardswalde, Schmiedewalde, Seeligstadt, in Röhrsdorf, Sachsdorf, Taubenheim, Ullendorf, Wilsdruff, Robschütz, Jockischberg zeigen zwei schöne slawische Abschnittswälle. Diese Funde und Wälle scheinen mit alten Wegverbindungen zusammenzuhängen.
Umso bedeutsamer sind die beiden oben angeführten Urkunden: Sora zu beiden Seiten der Dorfstraße auf dem Geländeabfall liegen die großen Güter mit dem „Vorhaupt“ zur Straße stoßend. Hinter dem Gute, zur Höhe ansteigend die gutseigenen Felder, Wiesen, Wald. Sora ist ein Reihen- und Waldhufendorf deutscher Gründung, wie alle die umliegenden Dörfer
Lampersdorf: Von der kleinen Triebisch aus streichen die Feldstreifen westwärts zur Höhe empor: Lampersdorf ist ein einseitiges Waldhufendorf.
Die andere Urkunde bilden die Ortsnamen:
1186 : Sivritthissare,1334 : Sar parvum und Sar magnum, 1428 Soraw, 1465 zcum Sora. Die älteste form ist zusammengesetzt aus Sivritth = Siegfried, der Name des Bauernführers und ahd. Sawer, nhd. Sauer, sumpfig. Sivritthisare also die sumpfige Aue des Siegfried. Der Ortsname kennzeichnet das Dorf als eine Gründung main-fränkischer Bauern wie Röhrsdorf = Dorf des Rüdigers, Wilsdruff = Dorf eines Wielands, Burkhardswalde = im Walde Burkhards.
1349 Lamprechtisdorf , 1378 Lamprechtstorf, 1428 Lampirsdorff, 1445 Lampersdorff= Dorf eines Bauernführers Lampert.
Das Vorwerk „uffn Lutze“ gehörte bis 1592 zum Rittergut Limbach und kam damals in der Erbteilung an das Rittergut Wilsdruff. Caspar Rudolph von Schönberg baute es zu einem Dörfchen aus.
Auf der Oederschen Karte lesen wir: der hof ufm Lutz genannt. 1559 nennt uns das Kirchenbuch Sora/Limbach einen Johann Schlicke, diese Zeit Hoffmeister uffn Lutze. Die Flur des Dörfchens ist aus der Lampersdorfs heraus benommen. Entweder kommt der Name her von „lozin“ = Weidenbach oder von „loza“ = Wald, also „im Walde gelegen.“
Die weite Wanne Soras wie der Ost- und Südostabfall der Bayerhöhe, die Flur Lampersdorfs und Lotzens, sind dick überkleidet mit eiszeitlichem Lößlehm, der im Süden in der Tiefe sehr bindig und schwer durchlässig ist.
Dieser Lößlehmruhr an den Hängen des Tales der kleinen Triebisch und nordwärts der Soraer Dorfstraße auf Syenit, der vor Jahrmillionen breiartig dem Erdinneren entquoll, in Lampersorf-Lotzener Flur und südwärts der Soraer Dorfstraße auf Kießelschiefer, dessen Granolithen das Gestein als eine Ablagerung des Meeres erkennen lassen.
1. Trigomonometrischer Punkt am Gemeindeweg Sora/Birkenhain südlich der großen Wegelinde 310,3 m
2. Baeyerhöhe 322,3 m (Hierzu sieh BH 1927/S.116)
Wohin wir bei klarem Wetter sehen können
„Der Rundblick von der Baeyerhöhe ist einer der freiesten und schönsten der ganzen Dresdner Gegend.“ Prof. Dr. Gottfried Weiker (Rings um Dresden in 15 Tagen.)
Infolge des harten Gesteins, Kieselschiefer, hielt sie den abtragenden Kräften Stand und ragt nun heute über die heimische Landschaft beherrschend empor, die sich zur Fastebene abtragen ließ.
Alle jugendlichen Täler (Saubach, Große und Kleine Triebisch) sind verdeckt. Nur das Elbtal zieht sich im Osten als scharfkantiger Graben durch die Ebene, deren ursprüngliche Einheit hier jedem offenbar wird.
Der Blick reicht hinter in die Lausitz (die Höhen nördlich von Königsbrück 40 km, von Pulsnitz und Bischofswerda 50 km, der Keulenberg 38 km), fliegt nach Süden hinauf zum Wilisch 25 km und Lerchenberg 20 km. Über dem oberen Stück des Saubachtales bei Grumbach wird der Blick auf die Dippoldiswalder Heide frei mit dem Luchberg in ihr (28 km). Dann zeigen sich die Ausläufer des Tharandter Waldes, dahinter die Paulsdorfer Heide, in der wir die Talsperre von Malter ahnen. Während nun ziemlich im Vordergrunde der Tharandter Wald zum Landberg 9 km ansteigt, taucht dahinter der Geising 40 km auf, dem der Kahleberg 40 km folgt. Dann decken der Landberg und südwestlich anschließend die Höhen von Mohorn den Blick in die Ferne.
Weiter nach Südwesten folgt das mittelsächsische Gebirge als deutliche Erhebung, wobei die Halsbrücker Esse (142 m hoch) 17 km und Siebenlehn mit seinem Wasserturm 14 km heraustreten, bis schließlich das Muldental bei Nossen diesen Höhenzug mit einem scharfen Abfall enden lässt.
Nach Nordwesten folgt die Hügellandschaft jenseits der Triebisch mit dem Katzenberg 11 km, neben ihm rechts der Collmberg 42 km, bis schließlich nach Norden zu das Porphyrgebiet von Meißen mit den Polenzer Linden 6 km den Rundblick vervollständigt.
5. Dienststellen, Ämter und Behörden (1939)
Lampersdorf: |
Gemeindeamt, - Kasse, Posthilfsstelle, Ortsbauernführer |
Sora: |
Schule, Pfarramt, Standesamt, Friedensrichter |
Klipphausen: |
Ortsgruppe der NSDAP |
Wilsdruff: |
Amtsgericht, Fernsprechamt, Allgemeine Ortskrankenkasse, Nossen Zahl- und Meldestelle Wilsdruff, Gendarmerie-Hauptwachtmeister, Wilsdruff Posten Limbach |
Meißen: |
Amthauptmannschaft, Landgericht, Oberlandgericht, Landesbauernschaft, Gauleitung der NSDAP |
Nossen: |
Finanzamt, Ortskrankenkasse s. Wilsdruff |
Dienstellen, Ämter und Behörden (1939)
Lotzen: |
Gemeindeamt, -kasse |
Lampersdorf: |
Gemeindeamt, - Kasse, Posthilfsstelle, Ortsbauernführer – weiter wie oben bei Lampersdorf |
Dienstellen, Ämter und Behörden (1939)
Sora: |
Gemeindeamt, -Kasse, Posthilfsstelle, Ortsbauernführer, Schule, Pfarramt, Standesamt, Friedensrichter, weiter wie oben bei Lotzen und Lampersdorf |
6. Was wir aus den ersten Jahrhunderten an Urkundlichem erfahren
1769 trug man in Sora Kirchendach und Dachreiter ab. Findet der Rülker im Kirchenboden oberhalb des Grundsteins in der Giebelmauer ein grob zugehauen Einschiebekästen von Buchenholz, noch ganz frisch und unverweset, obwohl solchem aus andern Kennzeichen ein hohes Alter anzusehen. Hatte solches über dieses noch einen, auch aus dem ganzen zugehauenen Angriff dergestalt, daß alles zusammen dem Schlägel eines Böttichers ziemlich ähnlich sahe. Bei Ausziehung des Einschiebers fand man darin ein Pergament, eine halbes Papierbogens groß, mit einem wächsernen Siegel an vermorschter Schnure. So man aber ein wenig daran zupfet, wollte es gleich zerbrechen.
Heute liegt die wertvolle Urkunde (Nr. 92b ) [1] [2] im Hauptstaatsarchiv (1947 heißt es Landeshauptarchiv) Dresden und weil nicht jeder dahin fahren mag, soll hier ihr Bild stehen und ihr großes Siegel und was auf ihr geschrieben:
Markgraf Otto der Reiche von entschied als Oberlehnsherr in dieser Urkunde, daß die Leute Adelberts von Taubenheim ihm
1. von jeder halben Neubruchhufe ¼ meißnisch Silbermark solle,
2. sollten sie nicht verpflichtet sein, an der jedes Jahr stattfindenden Hauptversammlung der Lehnsleute teilzunehmen
3. sollten sie die unter der Bezeichnung „Fare“ zusammen gefassten Strafrechtsbestimmungen nicht gelten,
4. sollten sie frei sein von Entrichtung jeglicher Bede, d.h. landesherrlicher Steuer
5. sollten sie nicht gezwungen sein, irgendwelche Frondienste zu verrichten, sondern solche freiwillig tun.
Streitigkeiten untereinander sollten sie im allgemeinen für sich erledigen. Nur in besonders schwierigen Fällen sollte ihr Herr einspringen, aber auch nur, wenn er besonders darum begrüßt würde und dann solle er den Streit schlichten „mit ihrer Beihülfe“.
Jahrzehnte kamen und gingen, brachten neue Bestimmungen: Bereits in der Bedeliste (auch Bede) 1334, also 150 Jahre nach Abfassung der Urkunde vom Jahre 1186, wird festgelegt, daß Sora zu entrichten hat 30 Groschen, 1378 sind es ein Schock 41 Groschen 3 Pfennige in zwei Terminen und 9 Scheffel halb Korn und halb Hafer.
Die Soraer 21 Hufen und die 15 ½ Hufen Lampersdorf kamen von den Taubenheims an die Schönbergs auf Limbach (3.5.1445) und blieben bei Ihnen bis auf die Jahre 1501/23.
Das Vorwerk Lotzen gehörte ehemals zum Rittergut Limbach und kam erst 1592 in der Erbteilung an das Rittergut Wilsdruff. Es wurde verwaltet von dem „Hoffmeister uffn Lutze“, von denen uns in den kirchlichen Registern Limbach/Sora genannt werde: 1559 Johann Schlicke, 1568 Donat Brunnert, 1584 Merten Büttner, 1597 Jacob Fritzsche, 1607 Peter Schüttig, 1633 Peter Fuhrmann, 1634 Hans Kühne.
Besitzer des Rittergutes Wilsdruff war 1592 Caspar Rudolph von Schönberg. Er bat 1609 seinen Kurfürsten um Entlassung aus den landesherrlichen Diensten, um sich der Bewirtschaftung seiner Güter zu widmen. Er kaufte die Hesel/Philippsche Mühle unter Wilsdruff, die heutige Hofemühle, kaufte die Postscherschen Felder und scheint diese Zeit das Vorwerk Lotzen durch Ansiedlung von Dreschern zum Dörfchen mit 16 Häusern ausgebaut zu haben. Im Laufe der 17.Jahrhunderts scheint sich das Dörfchen selbständig gemacht zu haben. 1627 wird Hans Staudte, 1655 George Dietrich, beide „Richter zum Lutzen“, 1688 ein Hufschmied Andreas Horn, 1696 ein Leineweber George Wittig und ein anderer Michael Hillig genannt. Das Vorwerk taucht 1559 in den kirchlichen Registern zum ersten Male auf. Die Oedersche Karte (1.Jahrzehnt des 17.Jahrhundert) bringt den „hof ufm Lutz genannt“. 1611 kehrt Caspar Rudolph in die Dienste seines Landesherrn zurück, wurde Berghauptmann zu Freiberg, 1613 Obereinnehmer der Land- und Tranksteuer, 1616 Oberhauptmann der Erzgebirge, nahm 1626 seine Entlassung, kaufte noch Rittergut Maxen, starb aber bereits am 13.12.1628 im Alter von 57 Jahren und wurde, angetan mit der kurfürstlichen Gnadenkette, in der Nicolaikirche zu Wilsdruff beigesetzt.
Jahrhunderte waren die Wege Sora/Lampersdorf-Limbach und der Fußweg Lotzen-Wilsdruff belebt durch die Fröhner, die zur Arbeitsstätte gingen und fuhren.
Sora: die Bauerngüter Brandkataster 1, 3, 9, 12, 13, 14, 16, 17, 19 [2] [3] hatten 22 zweispannige halbe Ackertage 2 Korn-, 1 Hafer- 1 Gras-, 1 Grumethautag, 3 Handtage zu leisten und hatten außerdem Heu und Krumet dürre zu machen, Hafer zu binden und zu rechen. Die Brandkataster Nr. 7, 8, 10 und 11 [3] [4] waren zu 2 Kornbau- und zu 7 Handtagen verpflichtet. Das Gut Nr. 2 [4] [5]
hatte 22 zweispännige halbe Ackertage, 2 Korn-, 1 Gras-, 1 Krumethautag und 3 Handtage zu stellen, während die Nr. 18 und 20 [5] [6] je 3 Korn-, 1 Hafer-, 1 Gras- und einen Krumethautag zu leisten hatten. Nr. 22 [6] [7] endlich war nur zu einem Haferhautage verpflichtet und hatte Hafer zu rechen.
Lampersdorf: Die Nr. 3, 5, 6, 7, 8, 9, 11 hatten 22 zweispännige halbe Ackertage, 2 Korn-, 1 Hafer- 1 Gras-, 1 Grummethautag und 3 Handtage zu leisten, hatten ebenfalls Heu und Krummet dürre zu machen und Hafer zu rechen. Nr. 4 (die Schmiede) war verpflichtet zu 2 Kornhau- und 7 Handtagen, desgleichen Nr. 10. Nr. 1 hatte 6zweispännige halbe Ackertage, 3 Korn-, ½ Hafer- 1 ½ Gras-, 1 Grummethautag und 5 ½ Handtage zu beschicken, war zum Dürremachen von Heu und Grummet verpflichtet und zum Binden und Rechen von Hafer. Nr. 2 hatte endlich 16 zweispännige halbe Ackertage, 2 Korn-, ½ Hafer- 1 Gras-, 1 Grummethautag und 3 Handtage zu leisten nebst der Handarbeit der übrigen Bauerngüter.
Baudienste: Bei allen Baulichkeiten am Schloß Limbach, Viehhaus, Scheune, Schäferei, an Brücken und Mauern mussten die Bauern alle Fuhren der Reihe nach verrichten, alles Material an Ort und Stelle schaffen, die Baustätte beräumen, Grund graben, Sand sieben, Kalk einmachen und zu gleicher Zeit mit den Bauleuten an- und abtreten.
Wache: Die sämtlichen Untertanen waren verpflichtet zu wachen, wenn der Gerichtsherr verreist war, wenn Leichen auf der Bahre lagen oder sonst gefährliche Zeiten sich anließen, mit Wasser nächtlich umzugehen außerhalb des Hofes, damit aller Gefahr gewehret und darauf sehen, daß bei eintretenden Unglücksfällen kein Mangel an Wasser ist.
Röhrwasserdienste: Damit der Gerichtsherr Wasser erhält in seinem Hof und seine Wohnung, sind die Untertanen verpflichtet zu graben, Röhren zu legen und zu verdecken, den Röhrboden zu räumen, Teiche und Pfützen zu schlemmen, so oft es nötig ist und mit Pferd und Handdienst alle Arbeit zu verrichten, damit es Menschen und Vieh im Gutshof nicht an Wasser fehle.
Scheunendienste: Die Bauern und Gärtner müssen der Reihe nach alle Gebäude des Gutshofes mit Dachschober versehen, die alten abnehmen, die neuen auflegen wie sie der Gutsherr haben will, „dabei allen Fleiß anwenden, daß weder im Verfertigen der Schobe eine Nachlässigkeit verspüret werde“ . Wenn die Scheunentennen wandelbar werden, sind die Untertanen verbunden, neue Tennen zu schlagen, aufzuhacken, einzuweichen und so herzurichten, daß die Drescher in keiner Weise gehindert werden.
Jagddienste: Von Bartholomäus bis Fastnacht ist jeder verpflichtet, 2 Tage mit auf die Jagd zu gehen, was ihm am Abend vorher angesagt wird.
Gesindezwang: Der Gutsherr hat das Recht, von Gutsbesitzern, Gärtnern und Häuslern die Kinder heraus zu suchen, die als Knechte und Mägde ihm zu dienen haben. Vor Weihnachten muß der Gemeindevorstand eines jeden Dorfes Dienstgesindezettel abgeben, damit keine Unterschleife vorkommen. Auf das herrschaftliche Gebot hat das Gesinde zu erscheinen, damit es in Augenschein genommen werden kann, und dann um ein gewisses Lohn zu dienen.
Bierzwang: Bei allen Festlichkeiten, welchen Namen sie auch haben mögen, muß das Bier vom Gerichtsherrn bezogen werden, und dabei ist der Obrigkeit anzugeben, wie viele Personen zu Tische sitzen und ist vorher obrigkeitliche Genehmigung einzuholen. Wer auf seiner Nahrung Branntwein brennen will, muß der Obrigkeit jährlich einen Zins zahlen.
Handwerker und Tagelöhner: die Handwerker, was für eine Handwerk sie auch treiben mögen, und die Tagelöhner sind schuldig, bei den Gerichtsherrn, so oft er sie verlangt, für einen billigen Lohn zu arbeiten und dürfen fremde Arbeit der herrschaftlichen nicht vorziehen. Wenn nach Gottes Willen ein neuer Pfarrer, Gerichts- und Hausverwalter, Schulmeister oder Schäfer einzieht, so müssen die Untertanen der Reihe nach solchen Personen die Möbel holen.
Vogelfang und Fischerei: Es ist niemand gestattet, auf seinem Grund und Boden Netze zu stellen, es sei denn, daß er darüber einen Pachtbrief habe.
Straßen und andere Unkosten: Die Untertanen sind schuldig, die Straßen eines jeden Dorfes, Felder und Wiesen vorzurichten und gut zu halten, damit jeder ohne Hindernis fortkommen kann, und wenn das nicht geschieht, fallen die Gemeinden in die hochadlige herrschaftliche Strafe. Bei begebenden Falles müssen die Untertanen nach Zahl der Hufen alle Unkosten, so auf die Gefangenen oder durch Prozesse entstehen, tragen. Bauern, Gärtner und Häusler müssen der Reihe nach Tag und Nacht die Wache bei den Gefangenen verrichten.
Lieferungen und besondere Dienste: Wenn der Fall eintritt, daß der Bauer stirbt und keinen Sohn hinterlässt, so bekommt der Gutsherr das beste Pferd und stirbt einen Untertanen Weib und hinterlässt keine Tochter, die beste Kuh, doch steht es ihm frei, für Pferd und Kuh Geld zu nehmen. Was die Untertanen an Rindern, Kälbern, Schweinen, Schafen, Geflügel, Butter, Käse und dergleichen übrig haben und verkaufen können, müssen sie der hochadligen Herrschaft anbieten und wenn es derselben gefällt, um billig Zahlung lassen. Bei Ausrichtung einer Hochzeit der Gutsherrschaft sind die Untertanen verpflichtet, von einer jeden Hufe einen Scheffel Hafer, eine Henne, eine Mandel Eier, vier Gebund Heu abzugeben., wie es seit uralten Zeiten üblich gewesen ist. Bei Ehrengelagen in Freud und Trauer müssen die Bauern allen Hausrat, Geschirr für die Küche her- und wieder forttragen, Brot und Semmel und was sonst noch nötig ist, ab- und auftragen ohne jede Bezahlung, es wolle denn die hochadlige Herrschaft dem einen oder dem anderen etwas reichen lassen. Wenn nach dem Willen Gottes des Allerhöchsten im Hause Schönberg jemand stirbt, sind die Untertanen bei Herstellung der Gräber und Legung der Leichensteine alle Pferde- und Handdienste zu leisten schuldig, alles Material herbeizuschaffen, den Maurern und Handwerksleuten alles in die Hand zu geben und die Richter und Gerichtsschöppen oder wer sonst aufgefordert wird, müssen dem Begräbnis in schwarzer Kleidung aufwarten, die Leiche tragen, die andern Leute zum Beweis ihrer Trauer mit zu Grabe gehen und wer ohne erhebliche Ursache sich nicht beteiligt, verfällt in die herrschaftliche Strafe.
Aufgrund des Ablösungsgesetzes vom 17.3.1832 erklärte sich am 6.10.1837 Oberstleutnant von Schönberg bereit, in Verhandlung über die Beseitigung dieser Frondienste eintreten zu wollen. Die Bauern machten sich verbindlich, dem Rittergut für Aufhebung der bisherigen Rechtsverhältnisse eine Ablösungsrente auf die Dauer von 50 Jahren zu leisten. Es stand jedem frei, die von ihm übernommene Ablösungsrente durch Kapitalzahlung mit fünfundzwanzigsten Betrag der zu tilgenden Rente zu erledigen. Die Höhe der Rente richtete sich nach der Größe des Grundstückes. Die Frondienste, die das Dörflein Lotzen an das Rittergut Wilsdruff zu leisten hatte, waren vorstehenden ähnlich.
ist von der Sage umrankt: An Stelle der heutigen Kirche habe früher eine arme katholische Kapelle gestanden. In einer schweren Gewitternacht sei die Herrin des Schlosses Taubenheim an dieser Kapelle vorrübergefahren. In ihrer Angst habe sie ein Gelübde getan: Wenn sie glücklich nach Hause komme, wolle sie der Kapelle einen Teil ihres Vermögens schenken. Es geschah und dadurch wurde die Soraer Kirche eine der reichsten im ganzen Sachsenlande.
In ihrer ersten Zeit war sie offenbar ein Filial von Taubenheim her. Ihr zugehörten Lampersdorf, Birkenhain und Hasela.
Adalbert von Duvenheim, eine Freier, mag ihr Gründen gewesen sein. Sie wurde frühe selbständig und kam am 3.5.1445 unter das Patronat der Herren von Schönberg auf Limbach.
Als mit der beginnenden Reformation die Verhältnisse der Soraer Kirche untersucht wurden, stellte man fest, daß sie vor 1540 längere Zeit unbesetzt gewesen war und man vereinigte daher die beiden Kirchspiele Sora/Limbach mit dem Sitz des Pfarrers zu Limbach, dem Wohnsitz des Erbherrn. Dieses Verhältnis bestand von 1540 bis 1851, wo man Sora wieder selbständig machte, Borkenhain aber zu Limbach schlug. Am 1.10.1925 vereinigten sich die Kirchgemeinden Sora und Röhrsdorf.
Im ersten Viertel des 18.Jahrhunderts war die Kirche sehr baufällig geworden; man baute sie neu 1730. 1769 aber musste man bereits wieder den Dachreiter abreißen und bei dieser Arbeit fand man die schon erwähnte wichtige Urkunde von 1186. Damals rückte man die Ostwand hinaus und setzte den neuen Turm vor die Westwand. 1874 wurde das Gotteshaus neu ausgestattet. 1886 schlug der Blitz in den Turm, so daß der Helm brannte und in veränderter Form erneuert wurde. Das Trauregister beginnt 1557, das Taufregister 1559, das Sterberegister 1578. [7] [8]
war eine Pfarr- und Küsterschule, zurückgehend bis in vorreformatorische Zeit. Des Küsters bedurfte schon die katholische Kirche: Er hatte die Glocken zu läuten, Handreichungen am Altar zu tun, hatte die Kirchenrechnung zu führen, besorgte all die anderen Schreibarbeiten im Dorfe, die sich bei Besitzwechsel und anderen Gelegenheiten nötig machten.
Was lag näher, als ihm zur Unterweisung der Kinder heranzuziehen! Während er seinem Handwerk nachging, schusterte, böttcherte, Besen band, gab er den Kindern, worüber er in seinem Wissen und Können verfügte (Hierzu siehe Häuserbuch Lotzen Nr. 3, Antonius Lewer, Schulmeister zu Sora.).
1539 starb Georg der Bärtige, Luthers ernster Widersacher. Sein Bruder Heinrich der Fromme, der die Regierung übernahm, sandte um die Mitte des Jahres Boten aus in das Land, die sich um Kirche und Schule kümmern sollten. Wenn ihre Berichte wenig günstig lauteten, verordnete er bereits am 21.Dezmeber desselben Jahres eine zweite Visitation, über deren Durchführung der Herzog jedoch starb.
Im Frühjahr 1540 stehen denn Richter und sonst welche vorgeladenen Soraer Einwohner vor den Visistatores, um Rede und Antwort über die heimischen Verhältnisse zu geben:
Da die Pfarrer „eine Zeit lang wüste und ohne pfarrer gewesen“, werden „zwo Pfarren Sora und Limbach zusammen geschlagen und auf bitte des Lehnherrn verordnet, die Residenz zu Limbach zu halten.“ Der Pfarrer soll verpflichtet sein, „einen Sonntag umb den anderen in jeder Kirche frühe das Evangelium zu predigen und in der anderen nachmittags deßgleichen. Und so man geschickte Kirchner haben möchte, derer einer in der Kirche da frühe geprediget wehre worden, nachmittags den Catechismus für die Kinder und einfaltigen handelte. Es sollen an jedem orte die Kirchner behalten werden, die die Kinder in Zucht helfen aufzuziehen und die pauren die Teutsche gesenge lernen, unnd so zu tauffen oder das sacrament zu reichen, in der pfarre, da der Pfarherr nicht residiret, das solches dem kirchner angezeiget werde, dere dan dasselbige ferne dem Pfarher anzeigen soll.“
Dem Küster standen zu: 14 Scheffel 1 Achtel Hafer, 90 weniger ein Viertel an Broten, 16 Brote zu Weihnachten 45 Eier von 2 Bauern 15 ½ Groschen Milchheller, 7 ½ Groschen Meßheller, 9 Pfennige in Birkenhain.
15 Jahre gehen ins Land, ehe sich die Regierung abermals um die Kirchen- und Schulverhältnisse des Landes kümmert: Das Visitationsbuch der Superintendentur Meißen bringt auf Blatt 426 Angaben über die Soraer Verhältnisse: Behausung ziemlich, 1 gertlein, Der Kirchner bekommt 7 Groschen von der Kirche, muß aber broth und wein schicken. Es ist also ein Haus für den Küster vorhanden, den Namen des Küsters aber erfahren wir nicht. In den „general-Artikeln v. 8.5.1557“ erhalten dann alle Küster eine genaue Anweisung:
„Die Dorfküster sollen verpflichtet sein, alles Sonntage nach Mittag und in der Woche auf einen bestimmten Tag die Kinder den Katechismus und christliche Gesänge mit Fleiß und deutlich zu lehren...und da eins oder mehrere Filial zu der Pfarr gehören, soll er mit solchen Lehren mit Rat seines Pastors dermaßen abwechseln, daß die Jugend in allen Dörfern nach Notdurft unterweisen und ja nicht versäumt werde. Es sollen sich aber die Kirchner sonderlich befleißigen, daß sie die Gebote den Kindern und Alten fein langsam, klar, deutlich und unterschiedlich vorsprechen oder vorlesen von Wort zu Worten, wie sie im kleinen Catechismus gedruckt sind.“
Fordern die General-Artikel nur einen Unterricht, der aus Katechismusunterweissung und dem Abhören der Gebote und Gesänge besteht, so haben wir doch in diesem Unterricht, an dem nach dem getroffenen Bestimmungen alle Kinder teilnehmen sollen, die ersten Anfänge der Volksschule zu sehen. Der mühsame Weg des Vorsagens und Überhörens führte von selbst zu dem Bedürfnis, das Lesen zu lehren, um die Katechismuslehre zu erleichtern. Zum Lesen kam alsdann notwendiger Weise das Schreiben. Die ersten und damit ältesten Unterrichtsfächer der Volksschule waren mithin Religion, Singen, Lesen und Schreiben.
1574 werden die Kirchen und Schulen erneut visitiert: „Hier ist vorbracht worden, daß Kirchendiener zu Limbach und Sohra keine Schule halten, dessen sich die Leute sonderlich aber die zum Sohra beschweret haben, deshalben ist ihnen auferleget und bevohlen worden, wo ferne die Leute Ihre Kinder zu unterweisen begeren, das dieselbigen neben ihren Kirchen Dienst vleißig sollen abwarten bey verlust ihres Dienstes. So die aber ohne veseumung der Kinder etwas darbey schaffen können soll ihnen wohl vergönnet werden.“
Die Schule scheint also bereits ein Bedürfnis gewesen zu sein, sonst wäre keine Beschwerde erfolgt. Schulzwang besteht nicht. Dem Lehrer wird gestattet, während dess Unterrichts seinem Handwerk nachzugehen, so er es „ohne verseumung der Kinder schaffen kann.“
1580 erging die „Kursächsische Schulordnung“, das erste sächsische Schulgesetz, das an den Schulmeister nicht geringe Anforderungen stellte. Er solle „die Schulkinder in 3 Häuflein teilen, das eine darinne diejenige gesetzet, so erst anfahen, Buchstaben zu lernen. Das andere die, so anfahen zu syllabieren. Das dritte, welche anfahen zu lesen und schreiben. So das Kind ziemlich wohl lesen kann, alsdann dasselbe im Schreiben unterrichten, und die Vorschriften in eine besonderes Büchlein, so das Kind dazu haben soll, ihnen verzeichnen, und sich befleißigen, gute deutsche Buchstaben zu machen.“
In der Visitation 1581 klagt der Custos zu Sora, „ das er ein bös Haus habe, die Stube sei naß und ungesund, weil das Haus gar in Sumpf und Bruchig leit.“ Da uns die Visitationsberichte den Namen des ersten Schulmeisters verweigern, wurde das Kirchenbuch befragt: Am 20.12.1558 wird getauft, Thomas, eine Sohn Georg Hoffmanns des Kirchners zu Sora. Am 14.22.1589 ist in Gott verschieden, Hedwig, ein Weib George Hoffmanns, des Kirchendieners zu Sora. Am 22.5.1600 zu abend ist gestorben Georg Hoffmann, der alte Schreiber zu Sora. Am 221.1614 stirbt Elisabeth, die hinterlassene Witwe Georg Hoffmanns selig, weiland Schulmeister zum Sora.
Sein Nachfolger ist Joseph Schulter, der uns am 31.12.1598 als „schulmeister zum Sora“ unter den Paten genannt wird. Am 14.7.1600 steht Pate „Ketha ein Weib Joseph Schulzens des Schulmeisters.“ ER scheint nur einige Jahre in Sora gewesen zu sein.
Ihm folgt Antonius Löwe, „ an die 30 Jahre Schulmeister zum Sora“, wie am 30.8.1633 versichert wird, als er Peste (an der Pest) 53 Jahre alt stirbt.
Sein Amt geht auf seinen Sohn über Matthes Löwe, der eine Tochter des Kesselsdorfer Schulmeisters Jeremias Pause heiratete.
Böse Zeiten, die sie zu durchleben hatten, die Jahre des Dreißigjährigen Krieges! Plünderungen und Misshandlungen, Mangel und Seuchen kamen wiederholt auch über die Schwelle des Schulhauses, das zudem sichtbar am Wege lag.
Trotzdem scheit man wirtschaftlich nicht schlecht gestellt gewesen zu sein, denn Gottfried Fritzsche, Schulmeister zu Sohra, kauft 1687 nach dem großen Stadtbrandte um 550 Gulden das Grundstücks des Rektors Günther in Wilsdruff, Meißner Straße 5. Er baut hier ein Wohnhaus und Scheune auf und überlässt alsdann 1689 das Grundstück seinem „Eydam“ (Schwiegersohn) Gottfried Franken, Bälgern und Sattlern vor 650 Gülden“, wozu ihm seine Frau 100 Gulden in die Ehe brachte. Dieser Gottfried Fritzsche „bestalter Schulmeister zu Sora“ copulieret mit Jungfer Marthen des Jacob Webers auf der Semmelsberge eheleibliche Tochter.“ Am 27.12.1690 stirbt Frau Martha, Gottfried Fritzschens Eheweib, 61 Jahre alt. Am 4.10.1691 aber wird Gottfried Fritzsche, eine Witwer, in der Kirche zu Sora copulieret mit Elisabeth, nachgelassener Witwe weiland Karl Löbners, gewesenen Schulmeisters zu Röhrsdorf. Am 1.9.1701stirbt alsdann Gottfried Fritzsche, der Schulmeister, am 7.3.1720 seine Witwe Elisabeth.
1703 kommt nach Sora Schulmeister Johann Gottlieb Richter. Er verliert am 20.12.1734 seine Ehefrau Anna Sophia geb. Knauthin, die „lange Zeit unpässlich gelegen und schwere zufälle gehabt hat.“ Der Witwer verheiratet sich am 19.1.1736 in der Kirche zu Sora ein weiteres Mal mit Frau Christina Spenglerin, des weiland Christian Spengelers, Blasebalgmachers in Dresden nachgelassener Witwe. Er erlebt noch die Aufregung der Schlacht bei Kesselsdorf, stirbt aber bald danach am 10.3.1747, 67 Jahre alt, and er Geschwulst, „ an die 44 Jahre gewesener Schulmeister zu Sora.“ Seine Witwe Christina, gestorben an heftigem Fieber den 3.Tag, nachdem sie sich eingeleget, so von Erschrecknüß wegen erlittener Plünderung hergerühret, und wurde am 2.Advetnus 1759, „weil es eben ein wenig ruhig war“ christlich beerdigt.
1747 zog von Limbach herüber Daniel Traugott Günther. Er sieht sich 1751 veranlaßt, an seinen Patronatsherrn folgendes Gesuch um Gehaltszulage einzureichen: „Ew. Hochedelgeb. Geruhen gnädigst und hochgeneigt, worum ich mich gemüßigt gesehen, um eine ordentliche Verbesserung meines Einkommens bei Ihrer Hochwohlgeb. Gnade geziemend nachzusuchen. Die sehr schwache Schule und die gar selten einkommenden Audienzen, dazu meine starke Familie, deren notdürftige Erziehung bei den jetzigen schlechten Zeiten mir schwer wird, nöthigen mich, meine Bitte um Gehaltszulage vorzutragen. Die Kirche zu Sora erhält jährlich 4 Scheffeln Korn und zwei Scheffel Hafer von vier Bauerngütern. Ich nehme zu Ew. Hochegelgeb. gnädigen Herrn meine Zuflucht und bitte untertänigst, man solle in Anbetracht meiner Misslichen Umstände ein erbarmendes Auge höchstgnädig auf mich richten und zur Abwendung meines zu besorgenden gänzlichen Ruins das oben angeregte Kirchengetreide mir zukommen zu lassen. Dabei erlaube ich mir zu bemerken, daß die 111 Brote, welche ich jährlich aus der Kirchfahrt erhalte, ungefähr 7 Monate reichen für 8 Personen, so daß ich gegen 8 Scheffel noch kaufen muß, dazu das sehr teure Holz, dessen ich nicht einen Splitter zu Deputat habe, die Notdürftige Kleidung, Ausgabe in Krankheitsfällen, vollends noch die Brotschuld, welche in diesem Jahre auf 10 Thaler gestiegen, das alles bewisst meine Notlage. Ich tröste mich hochgnädiger Erhörung und werde Gott um Ihrer allerseitiges Wohl für Seele und Leib mit inbrünstigem Gebete anflehen und nicht ermüden und verharre lebenslang usw.“
Der Gerichtsverwalter Wolfermann gibt das Gesuch an die Superintendentur ab und bemerkt dazu, daß er kein Bedenken habe, dem Schulmeister das Getreide zu lassen und empfiehlt, daß die Soraer Kirche bei ihrem ansehnlichen Vermögen etwas mehr tun könne. Auch die Genehmigung des Oberkonsistoriums ist erforderlich, darum geht das Gesuch auch dahin. Am 15.Okotber schreibt Sup. Wilke an die Kirchväter in Sora, daß das Oberkonsistorium in Einvernehmen mit dem Superintendent und dem Kollator dem Schullehrer Günther in Anbetracht seines dürftigen Zustandes, welcher von allen Seiten bestätigt wird, genehmigt hat, daß dieser und auch sein Nachfolger das Getreide erhält, und solches in der Kirchenrechnung in die Ausgabe aufzunehmen ist. Der Siebenjährige Krieg begann. Daniel Traugott Günther Ludimoderator und Organist zu Sora, sollte sein Ende nicht erleben. Er starb am 17.3.1757 an Fieber mit darauf folgender Geschwulst nach langwierigem Krankenlager, 42 Jahr alt. Seine Witwe Johanna Rahel geb. Brücknerin aus Dresden überlebte ihn bis zum Jahre 1786.
Nachfolger Günthers wird Johann George Häußler, der am 2.11.1747 in Limbach getraut worden war mit Anna Maria geb. Geroldin und der volle 10 Jahre zunächst in Limbach amtiert hatte. Der Krieg ging keinesfalls spurlos an der Soraer Schule vorüber, aber Häußler findet durch, verliert jedoch am 22.2.1770 seine Ehefrau Anna Maria am verzehrenden Fieber. Er heiratet am 9.8.1770 ein zweites Mal, wird ins Sora getraut mit Jungfrau Johanna Elisabeth Engelin aus Großenhain. Am 14.8.1771 aber geht er nach verrichteter Schule nach Taubenheim und wird dort im Schulhaus tödlich vom Schlage getroffen, 51 Jahre alt, 14 Jahre in Sora.
Ihm folgte ebenfalls von Limbach kommend Karl August Gelhaar, ehemals Präfekt in der Kreuzschule in Dresden. Als 1773 die „erneuerte Schulordnung für die teutschen Stadt- und Dorfschulen im chursächsischen Lande“ erschien, hatte er ihr in Sora Eingang zu verschaffen. Außer dem Unterricht im Christentum, der von jetzt ab nicht nur Katechismus, sondern auch Biblische Geschichte, Bibelkunde und Kirchenlied umfasste, sollten die Kinder Unterricht in Lesen, Schreiben, Singen, Rechnen und nun neuerdings auch in „anderen Künsten und Wissenschaften“ erhalten: Erdbeschreibung, geistliche und weltliche Geschichte, das nötigste aus der Stadt- und Landwirtschaft, Belehrungen über die allgemeinen Kirchen- und Landesgesetze, über den Gebrauch des Kalenders, der Zeitungen und noch anderen im gewöhnlichen Leben nützlicher Dinge. Schulmeister Gelhaar fühlte, daß zu solchem Unterricht besser vorgebildete Lehrer gehörten. Um 1769 stiftete auch die Freifrau Flechter von Klipphausen ein Kapital von 40 000 Thalern zur Errichtung eines Schullehrerseminars des nachmaligen Freiherrlich Flechterschen Lehrerseminars in Dresden Nord. Als Gelthaars Sohn, erst 16 Jahre alt, „unter Beitritt, Einwilligung und Genehmigung seines Vaters Schulmeisters zu Sora“ in Wilsdruff das Grundstück Meißner Nr. 5 erwirbt, muß der Vater für 600 Gulden gutsagen (dieses Haus kaufte schon 1687 der Soraer Schulmeister Daniel Fritzsche). 1789 stirbt unserm Gelharr seine Frau weg, Christiana Friederika. Am 2.10.1790 folgt er ihr in den Tode „nach und nach ganz entkräftet“; 58 Jahre, 19 Jahre in Sora und zuvor 14 Jahre in Limbach.
Auch Gelhaars Nachfolger, Karl August Tamme, zieht von Limbach herzu, wo er 4 Wochen amtiert hat, zuvor Kinderlehrer in Helbigsdorf, Tamme verlebt mit seiner großen Familie in Sora die bösen Jahre der Napoleonischen Kriege. Am 5.1.1814 stirbt ihm an Nervenfieber seine Ehefrau Auguste Christiana geb. Rudolph aus Röhrsdorf. Seine starke Familie verlangt nach einer neuen Hausfrau.: Schulmeister und Organist Karl August Tamme wird daher am 8.6.1814 in der Kirche zu Sora getraut mit Johanna Rosine Starke, Stieftochter des Pfarrpächters Triebe in Sora. Tamme stirbt am 28.5.1834 im Alter von 75 Jahren. Er hinterließ eine Witwe und 19 Kinder.
Bereits 1831 ist Schulsubstitut zu Sora Heinrich Wilhelm Singer. Er stammte aus Niederheinsberg, war Schulgehilfe in Krögis, und 1826/39 Kinderlehrer im nahen Helbigsdorf, das ihm am 14.9.18289 das erste Schulhaus errichtete. Die Revolution 1849 hätte ihm beinahe den Hals gekostet: er war sonnabends immer im Gasthof zu Sora mit einigen Bauern und Häuslern zusammengekommen und hatte ihnen da aus der Dorfzeitung, aus den Landtagsblättern und aus den deutschen Grundrechten vorgelesen. Am 7.5.1849 vormittags kommt der Hauptmann der vereinigten Communalgarde von Lampersdorf und Sora, Gutsbesitzer Hempel, zu ihm und erzählt, daß es in Wilsdruff an Lebensmitteln fehle und was man tun wolle, wenn die Scharen in Sora einfielen. Singer verfaßte eine Rundschreiben an die Vorstände zu Taubenheim, Seligstadt, Burkhardswalde, Schmiedewalde, Limbach, Birkenhain, Lampersdorf, daß sie freiwillig Brot und Butter nach Wilsdruff liefern sollten und daß sie nachmittags 3 Uhr zu einer Versammlung im Gasthof zu Sora zu einer Besprechung versammeln wollten. Dort wird festgesetzt, daß beim Einfallen der Freischaren der Singer sechs Schläge mit der Glocke geben solle, worauf die anderen Ortschaften zu Hilfe eilen sollten. Gendarm Breifeld will jedoch wissen, daß man mit Lieferung der Lebensmitteln die Freischaren nur unterstützen wolle, daß Singer geäußert hätte, die Freischaren wollen die Freiheit von der auf Deutschland ruhenden großen Schmach , die dem deutschen Volk angetan, erkämpfen. Die Kreisdirektion verfügt, daß gegen den Lehrer Singer „etwas nicht zu verfügen gewesen sei.“ Singers Sohn, Otto Singer, wandte sich ganz der Musik zu, wurde auf dem Kreuzchor vorgebildet, studierte dann am Leipziger Konservatorium und galt als unübertroffener Schumann-Spieler. Nach einem siebenjährigen Aufenthalt in Dresden zog es ihn nach Amerika.
Nach dem Tode Singers 1871 gab es einen Lehrer Julius Hermann Pflugbeil, der sich um die Hebung des Gesangs sehr verdient machte. Er gründete einen Männergesangverein. Pflugbeil wurde am 10.3.1880 sittlicher Verfehlungen wegen verhaftet. Er wurde vertreten von Haubold, dann von Heinig, der aber seine Stelle über Nacht verließ, da er polizeilich gesucht wurde.
Am 6.12.1880 zog Ernst Theodor Kippe aus Naustadt zu. Er baute 1896 das neue Schulhaus und trat 1910 in den Ruhestand.
Seine Nachfolger wurde Karl August Grüttner. Als er zum Kriegsdienst eingezogen war, übernahm Pfarrer Große vom 5.2.1917 bis 15.11.1918 den Unterricht. Grüttner starb am 20.10.1918 an der Grippe nach Lungenschuß.
In der Vakanzzeit war vom 19.11.1918 bis 9.4.1919 Kurt Gohle als Vertreter zugewießen.
Am 10.4.1919 holte die Gemeinde Otto Theodor Kortz ein, der im Dezember 1923 jedoch nach Taubenheim ging.
Er wurde vom 17.12.1923 bis 31.3.1924 durch Vikar H. Wünsch vertreten, bis im April 1924 Paul Klotzsche einzog.
Als Wanderaushilfslehrer von auswärts wurden mit 3, 5, 8 Stunden beschäftigt:
Walter Burckhardt von Naustadt |
01.07.1927 bis 31.12.1927 |
Fritz Hoffmann von Sachsdorf |
Schuljahr 1931/32 |
Berufsschullehrer Ernst, Wilsdruff |
Schuljahr 1932/33 |
Berufsschullehrer Karl Brauer, Taubenheim |
Schuljahr 1933/34 |
Marianne Häntzsch, Wilsdruff |
Schuljahr 1934/35 |
Johannes Wetzig, Kesselsdorf |
Schuljahr 1935/36 |
Herta Werner, Taubenheim |
Schuljahr 1936/37 |
Johannes Wetzig, Wilsdruff |
Schuljahr 1937/38 |
Helmut Dietrich, Helbigsdorf |
Schuljahr 1938/39 |
Harald Schimmek, Sachsdorf |
Ostern bis Michaelis 1939 |
Ein heute vergessener Weg ist der Markweg. Er führte von der Flurgrenze Sora/Taubenheim von der Wilsdruff/Meißner Landstraße herüber ins Tal der kleinen Triebisch und hatte dann westwärts Anschluß teils an den Lampersdorf/Schmiedewalder, teils an den Lampersdorf/Burkhardswalder Gemeindeweg über die Bayerhöhe, die alte „Salzstraße“.
Alte Leute nannten ihn „Marktweg“ = Weg zu den drei Jahrmärkten in Burkhardswalde (an Maria Heimsuchung, Montag nach Bartholomäi, Montag nach Mariä Geburt) von denen 1902 die beiden Marien-Jahrmärkte noch begangen wurden.
Diese Namensgebung scheint irre zu führen: Klipphausen hat eine „Markwiese (Parz. 330), die dem Pfarrer zur Besoldung überwiesen war, und Röhrsdorf weiß um „Markwegfelder“. M.E. will in allen diesen Fällen „Mark“ soviel wie „Grenze“ sagen: Grenzen des Erbamtes Meißen gegen das Amt Dresden.
Ein zweiter alter Weg die „ Silberstraße “, die auf Flur des Ortsteils Kneipe von NO nach SW zieht und am Kuh- und Krähenbusch die Grenze gegen Klipphausen bildet. Auf dem „Meilenblatt“ (1780) und den Oberreithischen Altas“ (1820) heißt sie „Erzt-„ bzw. „Eisstraße“. Sie mag Jahrhunderte Land viel Pferdemühsal gesehen und manchen Fuhrmannsfluch gehört haben.
Um 1225 soll man in Scharfenberg begonnen haben, Silbererz abzubauen. Es wurde zur Verhüttung nach Freiberg gebracht. Die Silberstraße kam von Naustadt herüber, querte Röhrsdorf (Sühnekreuz!), berührte Kneipe, überstieg am Krähenbusch den Höhenrücken und gewann über den Haltepunkt Limbach/Birkenhain den Anschluß beim „Reiterloch“ an den Gemeindeweg Limbach/Helbigsdorf. Sie querte das Dorf, führte hinab ins Triebischtal, um am Semmelsberg nach Mohorn emporzusteigen, wo sie Anschluß fand an die „Hofer“ Landstraße. (Vgl. Rudolf Schumann „Von der alten Silberstraße von Scharfenberg und Munzig nach Freiberg, Mitteilungen des Landesverbandes Sächsischer Heimatschutz 1939 Seite 97).
Ein dritter alter Weg ist der „Bischofsweg“. Seit 968 gab es in Meißen den Bischof. Weltlich kluge Leute war es zum großen Teil in ihrer Aufeinanderfolge, Kirchenfürsten, die ihrer Person und ihrem Amt Geltung zu verschaffen wussten. Einer von ihnen, Bischoff Benno II. kaufte 1227 für 168 Gewichtsmark, die ihm das Kapitel borgte, Schloß und Stadt Stolpen. Nun bedurfte es einer Wegverbindung Meißen/Stolpen.
Den Elbübergang vollzog man auf der Fuhrt zu Briesnitz. Hier war 946 eine Wehanlage errichtet wurden, zu der sich bald eine Kirche gesellte. 1223 wurde zwar die Burgwarte, in die sich Jutta, die Mutter Heinrich des Erlauchten geflüchtet hatte, vom Thüringer Landgrafen Ludwig dem Heiligen belagert und gänzlich zerstört, aber die Beziehung Meißen/Briesnitz wurde damit keineswegs zerschnitten: In Briesnitz bestanden zwei Vorwerke; das kleinere gehörte dem Bischof, das größere dem Archidiakon von Nisan, dem Vertreter des Bischofs, der die Aufsicht über die Geistlichen zu führen hatte, über die Kirchen und kirchlichen Güter im weiten Umkreis, der auch die bischöfliche Gerichtsbarkeit ausübte.
Immerfort bestand die Notwendigkeit, sich zwischen Meißen und Briesnitz und Stolpen, dem bevorzugten Wohnsitz der Meißner Bischöfe, auszutauschen. Eine Straße am linken Ufer gab es nicht. Pferd und Wagen mussten den Weg über die Höhen suchen. Irgendwo musste das Saubachtal gekreuzt werden. Mit dem Pferd konnte mans wohl von Röhrsdorf her am „Raubschloß´“ Neudeckmühle tun, nicht mit dem Wagen. Mit ihm war der Saubach erst in Sachsdorf/Klipphausen zu überschreiten.
Sachsdorf erscheint urkundlich 1227 unter dem Namen Sachowe. Klipphausen heißt bis in das erste Viertel des 16.Jahrhunderts Cleyn-rwgersdorf (=Kleinröhrsdorf). 1528 nimmt es in der Erbteilung der Brüder Hieronimus, Balthasar und Franz Ziegler auf Gauernitz der älteste, Hieronymus, für seinen Anteil, baut das Vorwerk zum wehrhaften Wohnsitz um und gibt ihm den Namen Klipphausen, der dann auf das gesamte Dorf übergeht. Wer das Vorwerk vor Jahrhunderten gebaut hat, wird wohl eine offene Frage bleiben.
Geschichtlich sicher ist es, daß die Miltitze das Vorwerk vor den Zieglers besaßen. Bekannt ist es, daß die Familie Miltitz und Ziegler gute Beziehungen zum Meißner Bischofsstuhle unterhielten. Der längere Aufenthalt des Meißner Bischofs ab und zu in Klipphausen ist durchaus glaubhaft, so daß die beiden Namen „Bischofskanzel“ und „Bischofsstuhl“ durchaus ihre Berechtigung haben können.
Wie der Weg verlaufen sein mag: Fleischertor in Meißen, Nossen, Marbach, Röhrsdorf, Kneipe, Klipphausen, Sachsdorf (Wilsdruff umging man des Zolles wegen!), Hühndorf, „Himmelreich“, Rennersdrof, Brabschütz, Merbitz, Briesnitz. Der Weg mag viel hin und her gesehen haben, mag oft gebessert worden sein. Als der Dom zu Meißen der evangelischen Lehre geöffnet wird, bringt man 1539 bei Nacht und Nebel die Gebeine des Heiligen Benno auf dem Bischofsweg, also über Kneipe nach Stolpen, bis sie über Wurzen endlich in München landen. 1555 kommt das kleine Vorwerk zu Briesnitz 1559 das größere in die Hände des Kurfürsten. Im selben Jahr wird das Amt Stolpen wettinisch. Damit ist die Zeit des „Bischofswegs“ vorbei. 1227/1559 , reichlich 300 Jahre! Heute ist er zum Teil zum kaum noch gekannten Fußweg zusammengeschwunden. Niemand weiß noch um ihn.
Die m.E. wichtigste Straße für Sora war der „Salzweg“, wie ihn das Messtischblatt Nr. 65 (1895/1911) nennt. Ihr Verlauf: Triebischbrücke Munzig, die nördliche Flur von Burkhardswalde schneidend zum Südende Seligstadts, über die Seligstadter Höhe nach Lampersdorf, Dorfstraße Sora, Kneipe.
Diese Straße hat eine nordwestliche und südöstliche Fortsetzung: Triebischfurt nach Leipen / Mauna /Lommatzsch –Kneipe nach Klipphausen / Sachsdorf / Hühndorf / Unkersdorf / Steinbach / Wurgwitz / Weißeritzfurt / Dohna / Kulmer Paß.
Die Straße ist vorgeschichtlich bezeugt: Jungsteinzeit 3000 v. Chr.: Seligstadt (Bauer E. Wallrabe 1934 Keulenkopf, Jul. Hartmann Steinaxt ), Lampersdorf (Bauer Alfred Pietzsch 1938 Steinaxt), Sachsdorf (W.Stephan 1922 Feursteinbeilchen), Unkersdorf (Oberlehrer Günnel 1922 Grünschiefer-Fauskeil), Steinbach (Maurer Einert 1931 Walzenbeil, Bauer Rudolf Pfitzner 1939 Steinaxt), Bronzezeit um 1200 v. Chr.: Herdstättefunde (1925, 1931, 1934 Harald Döring und Alfred Wachsmuth, Burkhardswalde), Seeligstadt ( E.Wallrabe 1926 Schleckenfunde), Steinbach ( E. Einert 1940 Schleuderstein), Zölmen (Freugutsbesitzer Kühne 1912 Absatzbeil).
Auf diesem Wege mögen die Bandkeramiker nach dem Elbtal und dem Lommatzscher Lößgebiet ein-, die Schnurkeramiker aus denselben Wohnplätzen nach Böhmen abgezogen sein. Wenig später ziehen hier die Bügelamphorenleute von Norden nach Süden, die Glockenbecherleute umgekehrt von Böhmen nach Sachsen. Begünstigt von einem warmen Klima machen sich dann an dieser ältesten Straße die Träger der Aujetizer Kultur und die Nordillxrier sesshaft. Germanische Völker folgen, die eingetretene Klimaverschlechterung alsdann vertreibt.
Nach Jahrhunderten dringen um die Mitte des 8.Jhd. n.Chr. in das herrenlose entvölkerte Gebiet slawische Völker aus dem Osten. Von ihnen erzählt ein weiterer Weg, der sich in Sora mit der alten Salzstraße verbindet, der Weg Robschütz / Jockischberg / Kettewitz / Taubenheim / Sora / Kneipe / Bischofsweg nach Briesnitz.
Die beiden Slawengaue Glomaci (Lommatzsch) und Nisani, ersichtlich in ihren Wallanlagen Robschütz /Jockischberg und Bresnice, verlangten eine Wegverbindung. Diese Wallanlagen, der „Gucksch“ und die „Schanze“ mit vorgelagertem Graben in einer Länge von 230 m in Jockischberg/Kettewitz und der „Bürger“ oder „Raubscher“ in Robschütz, ein Abschnittswall mit Graben im Durchmesser von etwa 60 m, sind beachtliche Werke, die von monatelanger Arbeit eines ganzen Stammes sprechen in dem heißen Bemühen, sich eine Zufluchtsstätte zu schaffen. Diese Arbeiten schafften die Slawen gegen die andringenden Deutschen (H. Wiechel, Die ältesten Wege in Sachsen).
Hussitenkriege
1415 war in Konstanz unter Wortbruch des böhmischen Kaisers der böhmische Prediger Huß verbrannt worden. Die Böhmen wollen sich dafür rächen und drohen, ins Reichsgebiet einzufallen. Eine allgemeine Bestürzung Griff Platz, namentlich im Kurfürstentum Sachsen, unserer Heimat.
Der Landesherr rüstete. Die Dörfer hatten Männer (in voller Ausrüstung), hatten Rüst-, Speise- und Heerfahrtswagen und Begleitmannschaften zu stellen. Weistropp z.B. hatte „ 15 menre, 6 armbrust, 2 spisse, Hühndorf 9 menre, 5 armbrust, 4 spisse aufzubringen.“ Daneben wurden Rüstwagen mit Begleitmanschaft gefordert. Bei jedem Wagen sollen sich befinden: 1 gute Kette, 1 Radehacke, 1 Keilhaue, 1 scharfe Axt und andere Notdurft, dazu jeden vierten Mann der Untertanen als Fußknecht. Daneben waren Speisewagen zu stellen, jede mit 3 starken Pferden und dorbey zwene redliche wagenknechte und doruff bir, brot, dorre fleisch, speck, potter, keße, stockfisch, Erbeiß (Erbsen), grutcze, Salzc, huffeisen, huffnagel, und anderes als zcu einem speysewagen gehort. Schließlich verlangte man Herrfahrtswagen = vier- der sechsspannige Fuhrwerke, die zum Transport von Bagage, Rüstung, Munition und anderen Bedürfnissen gebraucht wurden. Hoendorf (Hühndorf) war mit Weisstropp, Unsewitz, Reinersdorf, Kaufbach und anderen 13 Dörfern verpflichtet, einen derartigen Heerfahrtswagen zu beschaffen. Alles in allem war die „Folge“ = die Heerfahrtsfolge eine der drückendsten Leistungen an den Landesherrn.
Nichtsdestoweniger fielen die böhmischen Streitscharen wiederholt ein. Wilsdruff wurde 1447, 1450 geplündert und verbrannt. Den Dörfern wird’s nicht besser ergangen sein.
1618- 1648 Der Dreißigjährige Krieg
1613 rüstete der Landesherr abermals. Die Gerichte sollten an jedem Ort die besten und geschicktesten Leute in Städten und Dörfern auslesen, mit Gewehr und „livree“ versehen und in die Ämter präsentieren. Da mussten sie vor den Hauptmann, mussten würfeln, und wen es betraf, der musste sich einschreiben lassen. Jahre gingen dann gewöhnlich hin. Fuhrleute wussten von Schlachten und Kriegszügen zu erzählen.
1632 ist der gefürchtete Kroatenoberst Holck in der Heimat. Grumbach, Mohorn, Wilsdruff, Herzogswalde, Sora, Weistropp werden geplündert. Was gilt ein Menschenleben! In allen Dörfern melden die Chroniken, wie man die Bewohner mißhandelte, erschoß, zu Tode quälte. Dazu die Pest. Blättern wir etwas im Kirchenbuche:
1633 schleppt Michael Löwe, des Schulmeisters 16jähriger Sohn die Pest ein ins Schulhaus. Er stirbt am 16.3., sein Vater, der 53jährige Antonius Löwe, 30 Jahre Schulmeister in Sora, am 30.8. September bis Dezember 1633 sind die schlimmsten Monate des fürchterlichen Krieges. Die Pest wütet besonders „auff dem Lutz“. Ihre Opfer werden in den Gärten begraben.
1637 liegt eine Salvie Guadia der Kaiserlichen Armee in Sora im Quartier. Gerold Lotzel von Saßenhausen aus dem Waldeckschen Lande unter dem hochlöblichen Bockischen Regiment, ein Mußquetier, welcher allhier im Leneshof liegt, wird in der Kirche zu Sora ehelich copuliret.
1643 wird der Hoffmeister Martin Rußner von den Soldaten ergriffen und barfuß so lange im Schnee herumgetrieben, daß seine Füße abgelöst werden mussten und er bald darauf unter argen Schmerzen verschieden ist. Die Soldaten schleppten die Pest ein. Männer müssen ihre Weibe, Weiber ihre Männer auf dem Schiebbock zum Friedhof fahren oder in den Gärten beerdigen. Während es sonst in der Parochie Sora im Jahre 12 – 15 Tote gab, nennt das Kirchenbuch 1632 75, 1933 35 Verstorbene. Manche Familien sterben ganz aus.
Der Nordische Krieg 1706/07
Kurfürst August der Starke war 1697 zum polnischen König gewählt worden. Er hatten den Polen versprochen, ihnen die Gebiete, die Türken und Schweden entrissen hatten, zurückzuerobern. In Schweden regierte ein 16jähriger Jüngling, Karl XII. Da die Polen ihren König nicht unterstützten, wurde August der Starke mehrfach geschlagen. Karl XII eroberte ganz Polen und rückte dann durch Schlesien nach dem wehrlosen Sachsen vor. Zwar hielt er streng auf Manneszucht, aber das Land musste sein Heer gut und reichlich versorgen, kleiden und zahlreiche Rekruten stellen, dazu ihm monatlich eine halbe Million Taler entrichten.
Das Dorf Sora hatte für das Mauerfeldsche Regiment, für die Schwedischen Dragoner und Capita ins Bolents Companie, die 54 Tage im Quartier lag, für 239 Taler 17 Gr. 11 Pf. an Heu, Hafer, Fleisch, Bier, Hühner, Butter, Käse, Zugemüse, Salz, Essig, Eier, Würze, Branntwein, Licht und Holz zu liefern, ferner für 807 Taler 8 Gr. 4 Pf. in der Zeit vom 14. –26.10.1706. Für Capitain Storn Schilden bei Jacob Hermann war für 60 Thaler 22. Gr. 3 Pf., für Lietnant und Feldwebel bei Christian Philipp 66 Thal. 23 Gr. zu liefern. Die Verpflegskosten für Cornet Meyer bei Michael Philipp beliefen sich auf 87 Thaler 15 Gr., für Cornet Leps bei Elias Philipp auf 43 Thaler 20 Gr. 9 Pf., Für Captain Balden bei George Schubert auf 94 Thaler 4 Gr. 5 Pf.
1732 Salzburger Emigranten
Der Erzbischof von Salzburg, Firmian, suchte den lutherischen Glauben mit Stumpf und Stiel auszurotten. ER wolle lieber Dornen und Disteln in Dörfern und Städten sehen als einen Ketzer. Die Lutheraner aber leisteten Widerstand und blieben bei ihrem Glauben. Also verfügte der Erzbischof, daß sie ihr Heimatland verlassen mussten ohne Wagen und Karren, nur mit einem Sacke auf dem Rücken. Selbst ihre Kinder mussten sie zurücklassen. Der König von Preußen bot ihnen neue Wohnsitze. Ihr Weg führte sie durch Sachsen. Freudige Aufregung durchlief die Heimat, als es im Sommer 1732 hieß, die Salzburger kommen!
Als der preußische Kommissar Osten am 8.August den Rat zu Dresden um Genehmigung des Durchzugs und um Verpflegung der Fremdlinge bat, erklärten die Vertreter der Bürgerschaft, man würde es gern sehen, wenn den Emigranten der Durchzug hier gestattet würde, sei auch bereit, ihnen alle Willfährigkeit und Beihilfe zu erweisen. Sie stellen die Sache dem Feldmarschall Wackerbarth und dem Kanzler Bünau anheim. Diese gaben die Weisung, die Flüchtlinge von Freiberg unmittelbar nach Meißen zu führen, also nicht über Dresden, weil „hier viele Römisch-Katholische seien und sich leichtlich bei Ansehen und Durchzug der Emigranten von einem oder anderen Teil mit reden vergangen werden könnte.“
Die Begrüßung der Glaubensgenossen wollten sich aber die Dresdner nicht nehmen lassen; sie zogen den Exulanten bis Limbach entgegen und wanderten am 10. und 11.August über die Silberstraße nach Meißen, wo sie die Gäste mit Büchern, Geld und Kleidungsstücken reichlich beschenkten. Superintendent Dr. Valentin Löscher und der regierende Bürgermeister der Residenz Stefigen waren gekommen, um den 950 Salzburgern ihre Teilnehme zu bezeigen. Limbacher und Soraer aber werden das getan haben, was in ihren Kräften stand, um die Auswandernden mit Lebensmitteln zu versorgen.
1745 Die Schlacht bei Kesselsdorf
Am 29.Janar warf der alte Dessauer [8] [9] die Sachsen aus ihren Schanzen bei Leipzig. Am folgenden Tag fiel ihm Leipzig ohne Schwertstreich in die Hände. Er hatte die Weisung, dem sächsischen Herr „auf den Hals zu rücken und solche so tüchtig, als ihm möglich wäre, zu schlagen“. Die Lage wurde ernst.
Sächsische, polnische und österreichische Truppen sammelten sich um Dresden, das durch die Kriegswendung in große Schrecken versetzt wurde.
Der Kurfürst floh mit seinem Minister Brühl am 1.Dezember nach Prag. Am 12.Dezember fällt Meißen in die Hände der Preußen. Die Nacht zwischen dem 14 und 15. Dezember verbringen die Truppen des alten Dessauers biwakierend in Kälte und Schnee zwischen Naustadt und Röhrsdorf. Der Fürst selbst wohnt bei Bauer Simon in Röhrsdorf.
Die Winternacht ist bitterkalt. Was die Soldaten erwischen, wandert in die Lagerfeuer: „die zwei gedoppelten Tore von dem Kirchhoffe zu Naustadt mit den zwei Türen, eine Stück Zaun vom Pfarrhause, der ganze Zaun um den Kraut Garten an der Schule, sieben Türen und ein Stück Zaun. Der Schulmeister Elias Lohse klagt: „Ich habe eine solche Plünderung an meinen Mobilien, allen Kleidern, Wäsche, Betten und wenig habender Barschaft erlitten, daß ich mich bei meinen mir in meinem Ehestande verliehenen 6 Söhnen und 4 Töchtern in dem größten zeitlichen Mangel und Armuth sehen muß.“ Das ganze Dorf ist geplündert wurden. Der Schaden beläuft sich auf 8627 Thaler. Übel hausten die Preußen in Taubenheim, nachdem die sächsische Reiterei aus dem Dorf vertrieben war. Der Pfarrer Christian Gottlieb Stoll gibt seinen Schaden der Plünderung auf 474 Thaler an. Am schlimmsten erging es dem Schulmeister und Organisten Michael Krieger., dem man 200 Thaler Bargeld und für 80 Thaler an Wäsche, Leinwand, Kleidern und Victualien raubt. Er schreibt: „...indem die Plünderung in hiesigem Dorf und sonderlich in meiner Schulwohnung an die 15 Stunden gewähret. Das baare Geld haben sie durch gedraueten Tod, auf die Brust gesetzten bloßen Degen und aufgespannten Pistol von mir erpreßet, das übrige aber durch gewaltsame Erbrechung der Kammer und Laden genommen, Wobey mir das Hemd auf dem Leib nicht gelassen worden, sondern ich habe es – welches niemand gesehen – nach empfangenem Stich in den rechten Arm ausziehen und hingeben müssen, daß also die ganze Nacht meinen Nackten Leib mit nichts anderes als einen alten Kleidchen bedecken können, auch zur Erhaltung meines Lebens, weil vor weiterem Unglück nicht mehr sicher war, nebst den meinigen früh um 4 Uhr die Flucht aus meinem Hause ergriffen und hinter Zäunen in Schnee und Kälte zubringen müssen, bis aufs Tag Gelegenheit gefunden, bey einem hiesigen Häußgen Mann ein alt Stück Hemd wieder anziehen.“
Und Sora, Lampersdorf und Lotzen?
Der Pfarrer Mag. Manitius hat uns keinen Bericht dieser Tage hinterlassen, wir erfahren lediglich, welchen Schaden der Durchzug am 15.Dezember in der Frühe verursachte, er ist erschreckend hoch:
Lampersdorf |
1260 Thaler |
Lotzen |
388 Thaler |
Sora |
4021 Thaler. |
Plünderungen und Verluste müssen erheblich gewesen sein und mögen wohl Tränen und Misshandlungen gebracht haben.
1756-1763 Der Siebenjährige Krieg
8.September. Preußens großer König [9] [10] ist mit einer Reisenarmee von Rothschönberg her in die Wilsdruffer Gegend eingerückt, hat vor der Stadt nach Kaufbach zu ein Lager bezogen. Alles ist in Aufruhr: Die Soldaten wollen leben! Brot, Fleisch, Bier müssen geliefert werden, Heu und Stroh angefahren werden! Was man in Wilsdruff nicht bekommt, wird aus den Nachbardörfern herangeholt. Am nächsten Morgen bricht die Armee wieder auf, Dresden zu überrumpeln. – September, Oktober vergehen. Im November verteilt der König seine Soldaten auf die Winterquartiere. Alle Dörfer sind stark belegt. Auf das kleinste Haus 5 – 8 Mann! Was tun die Soldaten den langen Winter? Sie spielen, sie fluchen, sie trinken!
1757/1758 Durchzüge, Durchmärsche mit Einquartierungen und Kontributionen! Neue Soldaten müssen gestellt werden!
Am 4.September 1759 Aufgrund einer entmutigenden Nachricht übergibt der preußische Kommandant Dresden, Schettau, die Stadt den Österreichern. Friedrich der Große sucht die Festung zurück zugewinnen, rückt vom Triebischtal her in die Heimat ein und treibt die Österreicher und die Reichstruppen auf Dresden zurück. Schloß Wilsdruff wird preußisches Hauptquartier. Alle Quartiere sind vollgestopft. 7 Batallione liegen in Kälte und Schnee an der Hühndorfer Höhe, notdürftig in Zelten und Erdlöchern untergebracht, werden alle 24 Stunden abgelöst und rücken dann in die anliegenden Dörfer, die alle vollgestopft sind, „daß die Wirte und ihre Familien Tag und Nacht in der größten Kälte in keine warme Stube, sondern auf Böden und Kellern sich aufhalten müssen, wodurch sehr viele ins Grab gegangen.“
Am 20.September 1759 wurde für Sora die Steinigsche Eskadron Graf Renardt Chevaux Legers angesagt unter folgenden Bestimmungen:
„Vermöge des unter dem 1.September ergangenen gnädigen Befehls ist dem Dorfe Sora bekannt zu machen, daß selbiges zum Standquartier des ersten Eskadrons ausgesetzt ist. Es werden am 20.September 1 Offizier, 20 Unteroffiziere und Gemeine mit soviel Pferden einrücken. Das Quartier besteht für die Mannschaften in dem Obdach einer Kammer zur sicheren und trockenen Verwahrung für Leibes und Montierungsstücke und in der Lagerstatt, welches nicht geringer als für des Wirtes Dienstknecht sein darf und wenn der Wirt mit Betten nicht versehen und solche nicht beschaffen kann, wenigstens von Zeit zu Zeit mit frischem Stroh gefüllter Sack, eine Betttuch darüber, ein Kissen mit Überzug und einer warmen Zudecke; die Pferde aber sind mit guten und reinen Stallungen zu versehen, in welchen zugleich das Bett für den Mann mit sein muß. Mit diesem muß sich der Soldat begnügen und ist nicht befugt, mehr zu fordern und darf noch viel weniger wider des Wirtes Worte sein Lager in dessen Stube nehmen. Jedem Wirte wird für jeden Unteroffizier oder Gemeinen monatlich 15 Gr. Quartiergeld bezahlt, diejenige Zeit ausgenommen, da der Mann auf der Stadtwache ist. Das Kreiskommissariat bezahlt das Geld. Der Wirt hat sich den letzten Tag des Monats oder den Tag vorher oder nachher, wenn der letzen auf einen Sonntag oder Feiertag fällt, mit einem vom kommandieren Offizier ausgestellten Attest in Potschappel zu melden und das Gemeinde-Petschaft zur Vollziehung der Quittung mitzubringen. Der verquartierte Wirt dürfen von denen, die keinen Soldaten im Quartier haben, einen Zuschuß nicht fordern. Für die auf die Stabswacht kommandierten Mannschaften tragen sämtliche Wirte das Geld gemeinschaftlich nach ermessen der Obrigkeit. Wenn eine Soldat Weib und Kind hat, so muß sich das Weib mit den Kindern bei des Mannes Lagerstatt behelfen und kann vom Wirt nichts anderes begehrt werden. Wie dann auch der Soldat sich mit des Wirtes Feuer und Licht zu genügen hat und weder er noch sein Weib die zum Backen, Waschen und anderen Hantierungen erforderlichen Geräte zu fordern hat, auch dem Soldaten zu des Wirtes Beschwerung Vieh zu halten nicht erlaubt ist. Für die Soldaten ist ein Zusammenkochen eingeführt, jedoch nicht mehr als vier Mann von einem Wirt zum anderen. Zur Aufbewahrung von Hart- und Rauhfutter werden Böden und Schuppen gefordert, wofür der Wirt 2 Thlr. 12 Gr. erhält. Die Quartiergelder werden vom Kreiskommissariat an jede Ortsobrigkeit von Monat zu Monat richtig bezahlt. Eine genugsam gesicherte Person aus der Gemeinde teilt das Geld aus und hat Rechnung zu führen. Das Botenlohn zur Abholung der Gelder sind die einzigen Unkosten, die zu berechnen sind, sonst nichts weiter. Potschappel, am 1.September A.v.Lüttichau.“
Die Monate November / Dezember alles verstopft von Soldaten. Die alte Schulmeisterin, weiland Johann Gottlieb Richters, gewesenen Schulmeisters nachgelassene Witwe stirbt am heftigen Fieber den 3.Tag, nachdem sie sich eingeleget, so vom Erschrecknüß erlittener Plünderung hergerühret und kann erst am 2.Advent, „weil es eben ein wenig ruhig war“, begraben werden. Auch am 21.11. kann das Leichenbegängnis „wegen der vielen Kriegsunruhen“ nicht gehalten werden. Als Todesursache wird mehrfach angegeben: Erkältung bei der preußischen Kriegsunruhe.
1760. Der König braucht frische Soldaten. Die Preußen griffen auf, wen sie fanden. In Sachsdorf stirbt Frau Dorothea Hackin Witwe des Leinewebers Hacke, „vor großen Schrecken, weil die Preußen ihren Sohn mit Gewalt aus dem Hause zu recrutieren wegnahmen.“ Ein ähnlicher Fall aus Kleinschönberg: „Paul Raum wurde hier sehr traurig, da sein eigener Sohn durch die Preußen im Monat März mit Gewalt weggenommen wurde.“
Am 25.April gegen Abend brach die preußische Armee aus den Quartiere um Wilsdruff auf und marschierte in das Lager am Katzenberge. Die österreichische Armee unter Marschall Daun blieb in ihrem Quartieren. Nur das Korps Berlechingen rückte bis Wilsdruff vor und besetzte die umliegenden Dörfer mit Jägern, Kroaten und Husaren. Der König versuchte vergeblich, Dresden wiederzugewinnen und schreibt am 15.11. aus dem Unkersdorfer Pfarrhaus: „wir werden Dresden nicht wiederbekommen!“
Verheerend wirkt das Nervenfieber. In der Parochie Limbach/Sora sterben 71 Leute, wo doch im Durchschnitt nur 11 bis 13 Todesfälle vorkamen.
Auch das Jahr 1761 verging. Allenthalben Not und Mühseligkeit. Der Kirchvater Hillig in Sora veruntreut ihm anvertrautes Kirchengeld, um Vieh und Saatkorn zu kaufen und Kontributionen entrichten zu können. Er wird amtsentsetzt.
Am Saubach liegen sich die beiden Armeen gegenüber, die Preußen auf dem linken, die Österreicher auf dem rechten Ufer. Am 27.Juni und am 27.September kam es zu feindseligen Unternehmungen, die aber zwecklos verliefen.
Die Ganze Lage illustriert ein Bericht des sächsischen Generals von Gößnitz am 8.Juli: „Der bereits verarmte Landmann wird vollends zugrunde gerichtet, unsere Cavalerie totaliter ruiniert. Die Folgen äußern sich bereits soweit, daß die Pferde im Lager an der Stange tot umfallen und bey kleinsten Kommando auf der Straße liegen bleiben.“
Daß bei der schlechten Ernährung das Entlaufen stark im Schwange war, ist begreiflich. Bald aber merkten die Soldaten, daß sie aus dem Regen in die Traufe kamen. Ebenso böse sah es im Offizierskorps aus. In Sora trug sich eine üble Affäre zu. Von ihr gibt Kunde folgender Briefwechsel.
Bericht des General Hülsen an den Prinzen Heinrich [10] [11]
Durchlauchtigster Prinz, Gnädiger Prinz und Herr, Ew. Königliche Hohheit meld in Alleruntertänigkeit, wie heute gleich nach der, für mein Quartier ausgegebenen Parole, der Generallieutnant von Platen und der Generalmajor von Meyer aneinander geraten sind, und sich nicht sowohl in meiner Presence, als auch da noch sämtliche Stabs- und übrigen Offizieren von meiner Parole gegenwärtig gewesen, herumgehauen, Ohngeachtetet alles meines Zuredens, und ob ich sie gleich bey Ankündigung des Arrestes Frieden geboten, sind sie dennoch nicht voneinander zu bringen gewesen, bis ich mich endlich zwischen ihnen gestellet, und bei dieser Gelegenheit noch einen flachen Hieb auf den Arm bekommen. Der Generallieutnant ist im Gesicht blessirt, welches jedoch nichts zu sagen hat; der Generalmajor von Meyer jedoch ist im Kopfe verwundet, wovon ich noch nicht anzeigen kann, ob die Wunde gefährlich ist. Ich lasse beide gedachte Generals bis auf Eur Königl. Befehl arrest halten. Ich erstrebe in tiefster Submission.
Sora, den 18.August 1762 Euer Königl. Hochheit ganzt untertänigster treugehorsamster Knecht Hülsen
Dem Prinzen war die Sache sehr schmerzlich. Er konnte den General von Platen nicht gut entbehren. Deshalb gab er Befehl, die Arreststrafe auszuheben und die Sache möglichst zu unterdrücken. Der König war einverstanden. Der Vorgang sollte der Subordination wegen verschwiegen werden. Doch musste der Prinz dem General Meyer sagen, es gäbe genug Offiziere, die den Dienst mehr verständen als er, ereignete sich ein solcher Fall noch einmal , so würde er weggejagt werden.
General von Platen [11] [12] an den Prinzen Heinrich: Durchlauchtigster Prinz, Gnädigster Fürst du Herr! Ew Königl. Hohheit sage untertänigsten Dank, daß Höchst Dieselben mich meines Arrestes entlassen und wieder in die Activität des Dienstes zu setzen gnädigst geruhen wollen. Ich hoffe in der von Ew. Königl. Hohheit gnädigst verordneten Untersuchung überzeugend zu beweisen, wie sehr ich in Ansehung des Dienstes und meiner eigenen Person beleidigt worden, und daß ich bey diesem unangenehmen Vorfall so wenig des Königs als EW. Köngil. Hohheit Ungnade verdiene.
Sora, den 19.August 1762 Ich erstreb mit devoter Veneration Ew. Königl. Hohheit untertänigster Knecht d. F. v. Platen
Seit dem 21. November fanden auf dem Wilsdruffer Rathaus Besprechungen statt zwischen dem österreichischen Beauftragten General Ried und dem preußischen General Krolow, die schließlich zu einem Waffenstillstand führten. Aus ihm entstand am 15.Februar 1763 der Friede zu Hubertusburg.
1806 –1813 Die Napoleonischen Kriege
1806. Preußen verhandelt mit Sachsen über einen Krieg mit Frankreich. Napoleon wartet die Kriegserklärung nicht ab, sondern zwang das zögernde Preußen zum Krieg. Vom 10. –12.September 1806 besetzten die Preußen die Elblinie zwischen Meißen-Niederwartha-Dresden. Sie dünkten sich noch immer des großen Friedrich unüberwindliche Streiter. Wenige Wochen später war das Schicksal der Preußen und Sachsen entschieden: Napoleon hatte das Preußisch- sächsische Heer bei Jena und Auerstädt vollständig auseinander gesprengt. Der König von Sachsen, dessen Gebiet der Überflutung durch die feindlichen Scharen zunächst preisgegeben war, entschied sich, obwohl schweren Herzens, zu einem Bündnis mit Napoleon.
1808, da sich Spanien des Wünschens Napoelons nicht fügen will, zieht er stehenden Fußes dahin. Und so flutet denn seine Armee von August bis in den Dezember hinein in unsere Dörfer. Sie haben Spanndienste zu leisten. Dabei gehen Pferde und Wagen verloren. So hat Sora einmal 24 Pferde auf 24 Meilen zu stellen, von denen 3 und 12 Wagen nicht zurückkommen. Ein andermal 28 Pferde, von denen 5 und 14 Wagen nicht zurückkommen.
1809 Napoleon steht, unterstützt von den Sachsen, im Kampf gegen Österreich. Da fällt ein österreichisches Korps unter General von Ende [12] [13] in Sachsen ein. Man will den Nachbarn zum Verbündeten gewinnen! Mit den Österreichern vereint die Mannschaft des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig.
Der Kommandant der etwa 2000 Mann starken sächsischen Truppen, Freiherr von Thielmann, verlässt sofort Dresden und bezieht an der Dresden-Leipziger Straße bei Pennrich ein Lager.
Am 12.Juni morgens kommt es zu einem Gefecht bei Pennrich/Steinbach. Die Sachsen ziehen sich auf Wilsdruff zurück. Der Schwarze Herzog folgt, lässt die Stadt mit einigen Granaten bewerfen, worauf sich die Sachsen noch weiter zurückziehen. Die Schwarzen Hursaren bleiben zum Teil noch in Wilsdruff liegen, zum Teil erreichen sie ein Lager in der Nähe der Struth. Sie gehen in die umliegenden Dörfer um sich Nahrungsmittel zu beschaffen. Den Bauern, die ihre Häuser verschlossen halten, schlug man Türen und Fenster ein und nahm im Hause, was fortzuschaffen war. Wenn jemand widerstand leisten wollte, wurde er jämmerlich verprügelt. Namentlich hatten die Weibsleute durch die rohen Burschen viel zu leiden. In Birkenhain schoß ein Husar den Bauer Rülker nieder. In Sora wurde das Gut Tammes in Brand gesteckt.
Seit 1810 bestanden Verstimmungen zwischen Napoleon und dem Zaren Alexander. Der Krieg war unvermeidlich. Napoleon wollte Russland, das letzte Bollwerk der Europäischen Unabhängigkeit, niederwerfen. So wurde denn auf sein Gebot gewaltige Rüstung betrieben. Im April 1812 erhielten die Rheinbundfürsten, darunter Sachsen, Anweisung, ihre Soldaten marschbereit zu halten. Nun fluteten Tag für Tag Soldaten aller Waffengattungen, aller Nationen durch unsere Dörfer. Immer nach Osten. Herzogswalde, Limbach, Wilsdruff, Grumbach, Sora, Kesselsdorf und die umliegenden Dörfer hatten April/Mai 1812 Tag für Tag unaufhörliche Einquartierung mit Verpflegung und Spannfuhren.
Anfang 1813 kehrten die kehrten die geschlagenen Reste dieser großen Armee, verlumpt und ausgehungert, zurück. Gefolgt von den Russen. Man erzählt, die wildesten dieser Horden wären zu sechs und sechs Mann mit Ketten aneinandergeschlossen, um sich – losgelassen – gleich wütenden Tieren auf den Gegner zu stürzen. Sie hätten Vogelschnäbel und tiefliegende Gansaugen. Wohl wird am 19.März in Dresden die Augustusbrücke gesprengt, die Russen sind nicht aufzuhalten; sie durchschwimmen den Strom und bald ist das linke Ufer von ihnen überflutet. Alles drängt nach Westen, Napoleon entgegen, der vom Rheine her mit neuen Truppen naht. Es kommt am 2.Mai zur Schlacht von Großgörschen: Preußen, Russen fluten nach der Elbe zurück, gefolgt von den Franzosen! Fürchterliche Tage und Wochen! Die Einwohner leben in ständigem Hangen und Bangen. Bauer und Kirchvorsteher Johann Gottlieb Tamme, Sora, wird am 8.Mai nachmittags gegen 2 Uhr von einem Italiener niedergeschossen, „weil er kein Brot mehr reichen konnte.“
Pfarrer Reinbold, Limbach, berichtet: „Überschwemmt von einer Flut französischer Krieger, die mit Ungestüm verlangten, was nach unaufhörlichen vorangegangenen Einquartierungen und Lieferungen nicht mehr vorhanden war, blieb den Einwohnern von Sora und Limbach , entblößt von allem, was zur Erhaltung des Lebens gehört, nichts übrig, als das Ergreifen der Flucht. Einen herzerschütternden Anblick gewährte es, alte Mütter auf dem Schubkarren fortschleppen und schreiende Kinder in Körben fortgetragen zu sehen. Mir selbst gebot die schreckliche Notwendigkeit eine solche Flucht. Alles zurück lassend, was ich mein aufgespartes und erworbenes Eigentum nennen konnte, musste ich mit meiner, nur 24 Stunden zuvor von einer Tochter entbundenen Gattin und übrigen Kindern dem Zuge meiner jammernden Gemeinde folgen. Mehrere Monate verlebt ich mit den Meinen bald in Seligstadt, bald in Sora und Lampersdorf unter schmerzlichen Gefühlen, Besorgnissen und Entbehrungen aller Art, ob sich gleich das Wohlwollen selbst leidender Einwohner dieser Dörfer gegen mich aussprach. Vorüber endlich war das Schwerer Ungewitter und wiederhergestellt die Ruhe, da kehrte ich, noch ganz geschwächt vom Nervenfieber, das mich der Grenze des Lebens nahe brachte, nach Limbach zurück. Aber, ob Gott, welch ein Gefühl des Entsetzten durchbebte meine Brust. Im ganzen Hause waren alle Thüren, Schränke, Kisten und Kasten geöffnet und zerschlagen, nicht ein Geschirr zum Kochen, nicht ein Glas zum Trinken, nicht ein Lämpchen, noch ein Splitter Feuerholz hatten die, die in meiner Abwesenheit hier gehaust, übrig gelassen. Selbst ein großer Teil meiner Bücher war verschwunden oder zerrissen. An meinem Priesterrock hatte sich die Wut durch Prügeln ausgelassen. Auf einer Weide hingen einige Lumpen desselben als traurige Überreste meiner Habe.“
Das Nervenfieber wird eingeschleppt. In Sora sterben 1812 7, 1813 22, 1814 16 Personen zum großen Teil am Nervenfieber. Von Sora wird berichtet, daß die Feinde dem Pastor Becker auf Philipps Gute Pferde, Wagen, Kleider, Wäsche und anderes genommen haben und solchen Schaden zugefügt, daß er sich nicht wieder wird erholen können. Nicht besser erging es Johann August Kunze, dem man außer Pferden, Geräten noch 500 Thaler bares Geld raubte. Der Pfarrgutspächter verlor ein Pferd, Wäsche, Kleidungsstücke und hat außerdem noch über 165 Thaler Lebensmittel geliefert. Selbst der Schulmeister Karl August Tamme wurde nicht verschont, musste für 85 Thaler Lebensmittel liefern, die er für seine zahlreiche Familie sehr nötig brauchte. Am schlimmsten ging es Johann Gottlieb Wetzel, der durch den Brand beinahe alles verloren hatte und nun auch vieles hergeben musste im werte von 130 Thalern. Johann Christoph Rülker ist durch viele Unfälle soweit herabgesunken, daß er 1000 Thaler Kapital hat aufnehmen müssen. Schönhals [13] und Kästner geben ihren Schaden auf ziemlich 100 Thaler an, doch hoffen beide, daß sie dafür etwas Entschädigung erhalten werden. Johann Gottlieb Philipp, ein Anfänger der Wirtschaft, der ein größeres Kapital zu verzinsen hatte, musste viel Getreide und Wirtschaftsgeräte im Werte von 260 Thalern liefern. Johann Gottlieb Nitzsche musste 720 Pfund Brote, 230 Zentner Heu, eine Kuh, 15 Schafe, 60 Scheffel Hafer liefern, außerdem wurden seine Gebäude beschädigt. Johann Gottfried Burckhardt nahm man drei Pferde 720 Pfund Brote, 410 Zentner Heu, Kälber, Schafe, Schwein, Ziegen. Gottfried Bauer, August Börner haben jeder einen Schaden von 60 Thalern und selbst der arme Hirte des Gemeindeviehs, Georg Ziegenbalk musste Wäsche, Kleidungsstücke, Leinwand im Werte von 50 Thalern hergeben. An Einquartierung hatte die Gemeinde 42.000 Mann, für jeden Mann 8 Groschen Verpflegung – das ergibt ein Kapital von 28.000 Thalern. In Lampersdorf war es ebenso, am schlimmsten in der Zeit vom 6.- 10.Mai 1813 während eines russischen und französischen Biwaks. Johann Gottfried Pietzsch hat drei Reitpferde und ein Zugpferd mit dazugehörigen Sattel- und Riemenzeug, Kleidungsstücke, Wäsche, Getreide, Heu, Stroh liefern müssen und wird sich nicht so schnell erholen. Gottfried Thierbach, Georg Dietze verlieren viel an Vieh, auch barem Geld, Kleidungsstücke, Leinwand, desgleichen Eva Regina Lommatzsch, Besitzerin eines ein dreiviertel Hufen Gutes. Gotthelf Kirsten (Kirstenmühle), gibt seinen Schaden auf 85 Thaler an (siehe Familiengeschichte Kirsten). Gotthelf Kippe, der sehr arm geworden ist, auf über 100 Thaler, Gottlieb Krause auf 10 Thaler an. Das gibt für Lampersdorf eine Gesamtsumme von über 1200 Thalern.
Ende August kommt es zur Schlacht bei Dresden: Napoleon hält sich! Die Franzosen blieben Herr der Lage; sie schikanieren und plündern die Dörfer unserer Heimat, um andererseits zu verschwenden und zu vergeuden; sie wissen nichts von geregelter Ausgabe der Rationen. In der ganzen Gegend treiben sie das Vieh weg, lassen es zu Hunderten auf den Ostrawiesen ohne Stall und Futter im Regen stehen und zugrunde gehen.
Endlich wurde die Lage der Franzosen so unsicher, dam ß man am 6.Oktober mit ihrem Abmarsch begann. Wiederum böseste Tage für die umliegenden Dörfer. Am 7.Oktober bricht Napoleon selbst auf, inmitten seiner Garde, reitete durch Wilsdruff / Sora auf Meißen zu, gefolgt von dem sächsischen König mit seiner Familie. Am 14.November rücken die letzten französischen Truppen ab. Aus diesen Kämpfen kehrte nicht zurück Johann Gottlob Wittig aus Lotzen. Er war 1811 als Knecht in Maukisch bei Pennrich eingezogen worden, war zum Regiment Kersten gekommen und blieb dann vermisst. Sein Vater war der Richter Johann Gottlieb Wittig in Lotzen.
Besondere Erwähnung verdienen die Erlebnisse des Napoleonkämpfers Johann Gottlieb Leuteritz aus Klipphausen, der an Feldzügen 1806, 1809, 1812, 1813 , 1814, 1815 teilnahm, dann in französische Dienste eintrat und 1852 als Landwirt in Lotzen starb. (Heimatblätter III/I ff) [14] [14]
1848/49 Tage der Neugestaltung
Ein einiges deutsches Vaterland sollte geboren werden – Hoffnungen und Wünsche allerorten! April 1848 Einführung einer allgemeinen Bewaffnung! Vorstand Christian Schumann in Lotzen hat seine liebe Not, die Leute zum dienst mit der Pieke ranzukriegen. Endlich aber kommt man dazu, sich mit den Lampersdorfern und Soraern vom Gutsbesitzer Wilhelm Hempel in Lampersdorf einexerzieren zu lassen.
Sonnabends kommen mehrere Einwohner im Gasthof zusammen, wo ihnen Schulmeister Singer die Dorfzeitung, die Landtagsblätter und die Deutschen Grundrechte vorliest und erklärt.
Dann aber die Maitage! Am 7. Mai vormittags kommt der Hauptmann der vereinigten Communalgarde von Lampersdorf und Sora, Gutsbesitzer Hempel, zu Vorstand Gotthelf Kunze, erzählt, daß es in Wilsdruff übel zugehe und dort an Lebensmitteln fehle. Was man tun wolle, wenn nur die Scharen in Lampersdorf/Sora einfielen! Man beschließt, in den beiden Dörfern zu freiwilliger Lieferung aufzufordern, und Vorstand Pietzsch, Lampersdorf, fährt denn auch nachmittags 3 Uhr Brote und Butter nach Wilsdruff. Hempel und Kunze gehen zur Schule und lassen durch Singer eine Einladung zu einer Zusammenkunft im Gasthof aufsetzen. Dort beschließt man: wenn in einem Dorfe Freischaren einfallen, solle Singer 6 Schläge mit der Glocke geben, worauf die andern Ortschaften zu Hilfe eilen sollen.
Es kommt zu keinen Tätlichkeiten. Die Revolutionstage vergehen. Gendarm Breitfeld aber bezichtigt den Schullehrer Singer aufrührerischer Bewegung, so daß sich dieser vor seiner Behörde verantworten muß. Die Schulinspektion aber findet, daß gegen den Lehrer Singer „etwas nicht zu verfügen sei.“
Die deutschen Einigungskriege 1864/66 1870-1871
Der Streit um Schleswig-Holstei entfachte den Kampf 1864.
1866: Kampf zwischen Preußen und Österreich. Sachsen ist mit Österreich verbündet. Große Furcht vor den einrückenden Preußen. Man glaubt an bevorstehende Plünderungen und Rekrutierungen. Am 18.Juni rücken die Preußen von Meißen her ein. Es gibt Einquartierungen und Lieferungen:
Lampersdorf:
19.6. Stab des Westfälischen Ulanenregiments Nr. 5:
5 Offiziere 18 Pferde, beliefert mit 24 Rationen = 3 Ztr. 28 Pfd. Hafer, 2 Ztr. 8 Pfr. Heu, 1 Ztr. 19 Pfr. Stroh
22.4. Eskadron des 8.Landwehr-Ulanenregiments: 56 Köpfe, denen zu reichen sind:
6 Ztr. 41 ¼ Pfd. Hafer, 2 Ztr. 85 Pfr. Heu, 4 Ztr. 56 Pfr. Stroh
Lotzen:
678 Soldaten, 19 Offiziere, 261 Pferde, Gesamtaufwand: 280 Thlr. 21 Ngr. 5 ¼ Pf.
Sora:
18.6. 1.Kompanie des 4. Westfälischen Infanterieregiments Nr. 17
7 Offiziere, 1 Beamter, 247 Mannschaften, 13 Pferde, zu liefern sind 220 Portionen.
19.6. 7 Offiziere, 2 Beamter, 262 Mannschaften, 23 Pferde mit Verpflegung außerdem 5 Mundportionen je Offizier, 216 für Mannschaften, 4 leichte und 1 schwere Ration, ferner 148 Mundportionen
22.6. Erneute Einquartierung.
Schmiedemeister Koch hat Hufeisen aufzulegen, Hemmschuhe auszubessern, einen Transportwagen für Kranke nach Freiberg und nach Dresden zu besorgen. Fleischermeister Richter hat 40 Pfund Speck (geräuch.), 40 Pfund geräucherten Schinken, 25 Pfd. Blutwurst zu liefern. Der Schaden an den Feldern durch Auffahren einer Batterie beträgt 91 Thaler.
Gesamteinquartierung: 1823 Soldaten, 44 Offiziere, 830 Pferde,
Kriegsschaden: 1020 Thlr. 17 Ngr. ½ Pf.
Der Krieg 1870/71 sah Sachsen auf Preußens Seite. Er weckte auch in Sora / Lampersdorf / Lotzen ehrliche deutsche Begeisterung.
Sora. Bericht des Gemeindevorstandes C. E. Rülcker über 1866:
Den 16. Juni während des Vormittagsgottesdienstes ritten die ersten preußischen Truppen durch Sora. Abends 6 Uhr hatte das Oberdorf schon 183 Mann, 4. Offiziere und 189 Pferde Einquartierung auf Nachtquartier. Am 17.Juni marschierten von früh 7 Uhr bis mittags 1 Uhr ununterbrochen Preußen von Meißen über Wilsdruff nach Dresden zu. Auch musste Sora um 9 Uhr 6 Spannwagen bis Dresden stellen. Um 11 Uhr kamen mehrere preußische Infanteristen ins Niederdorf , um Lebensmittel zu requirieren, was sie bekommen konnten, wozu 2 Spannwagen bis Döhlen mitgenommen wurden. Halb 12 Uhr wurden 2 Batterien Artillerie angesagt. Ehe aber diese einrückten, kam Infanterie in Massen, 550 Mann mit Offizieren und Beamten, und um 2 Uhr rückte nun die Artillerie ein, 316 Mann 21 Offiziere und Beamte, 270 Pferde. Diese Masse Militär hielt Rasttag in Sora bis zum 19.6., wurde am 19. früh um 2 Uhr durch blinden Alarm erschreckt und rückte in aller Eile gegen 3 Uhr aus Sora ab, einen ungeheueren Tumult in der ganzen Gegend verursachte. Zugleich mussten noch 6 Spannwagen gestellt werden, welche jedoch alle, zum Glück für Sora, zurückkamen.
Denselben Tag noch um 10 Uhr vormittags kam eiligst eine Bekanntmachung vom Gerichtsamt Wilsdruff, wonach Sora in kürzester Zeit von allem möglichen in das Lager bei Grumbach bringen sollte. Die Gemeinde ließ es jedoch Anstand haben, da sie schon durch die Tage zuvor genug ausgesaugt worden war, mehr als die anderen Dörfern in der Umgegend. Zum Glück hatte sich auch das Lager verzogen, und es war als dann nicht mehr nötig, etwas hin zu schaffen.
Am 21.Juni kam wieder Einquartierung hierher, bestehend in Ulanen, welche jedoch zuvor angesagt worden waren und auch nur in mildem Maße, welche auf den anderen Tag wieder ausrückten. Die größten Durchmärsche waren nun bereits vorüber, es zeigten sich nur noch einige Patrouillen.
Aus Sora haben Soldat Hermann Hunger und Carl Kramer den Feldzug mitgemacht. Nach geschehenem Frieden wurden die Kriegsschäden vergütet. Die Gemeinde wieder vom Königlichen Kriegsamt aufgefordert, ihren Schaden anzugeben. Sora stellte eine Rechnung von 1164 Thlr. 12 Ngr. 8 Pf. zusammen, die in der Finanzhauptkasse richtig ausgezahlt wurden.
Sora – Kriegsschäden – Vergütung 1866
Thaler |
Ngr. |
Pf. |
|
Karl Gotthelf Kunze |
102 |
14 |
|
Johann Friedrich Bennewitz |
184 |
1 |
2 |
Pastor Jeheber |
25 |
10 |
6 |
Robert Philipp |
187 |
17 |
6 |
Karl Gottlob Grötzsch |
22 |
20 |
|
Moritz Wätzel |
88 |
6 |
5 |
Johann Gottlieb Hunger |
17 |
8 |
|
Ernst Roßberg |
19 |
14 |
|
Ernst Rülker |
79 |
10 |
7 |
Hermann Schönhals |
97 |
3 |
|
Karl Gottlieb Kästner |
53 |
5 |
8 |
Karl Bachmann |
81 |
4 |
8 |
Gustav Nitzsche |
54 |
9 |
6 |
Karl Koch |
4 |
||
Amalie Börner |
14 |
||
Ernst Ehregott Richter |
55 |
20 |
|
Die Gemeinde |
71 |
7 |
6 |
Lampersdorf Kriegsteilnehmer
1864.1866
Schmiedemeister Karl Ernst Berger
Stellmachermeister Karl Winkler
1870/71
Landwirt Rudolf Thierbach
Schmiedemeister Karl Ernst Berger
Stellmachermeister Karl Winkler
Hermann Rühle, später Gutsbesitzer
Friedrich Wilhelm Hoffmann (später hier Gastwirt)
Gutsbesitzer Ernst Fichtner (in Garnison)
Die Gefallenen 1914 –1918
Lampersdorf
Arnold Alfred |
15.07.1918 |
|
Berger Alfred |
18.10.1918 |
|
Kirsten Ernst |
19.09.1918 |
|
Lehmann Kurt |
23.10.1918 |
|
Lorenz Artur |
10.08.1917 |
|
Mehlig Kurt |
30.07.1918 |
|
Pietzsch Alfred |
10.08.1916 |
Lotzen
Friebe Max |
26.04.1915 |
|
Moses Hugo |
04.09.1916 |
|
Naumann Max |
25.07.1915 |
|
Rentzsch Martin |
06.02.1916 |
|
Schlechte Arno |
15.10.1918 |
Sora
Börner Max |
02.09.1918 |
|
Donath Woldemar |
15.10.1918 |
|
Grüttner Karl |
20.10.1918 [15] [15] |
|
Schumann Alwin |
20.10.1918 [16] [16] |
Der erste Weltkrieg 1914- 1918
Schon seit Tagen lagere auf den Gemütern ein dumpfer Druck. Beunruhigende Gerüchte über militärische Ereignisse durchschwirrten die Luft und die Zeitungen schrieben von ernsten Verwicklungen mit anderen Großmächten. Man sorgte sich um die Sicherheit der Sparkassengelder usw. Der tiefe Ernst der Lage zeigte sich allenthalten auf den Gesichtern.
Freitag, am 31.Juli, um die vierte Nachmittagsstunde die ersten Sonderblätter: Verkündung des Kriegszustandes. Am 1.August 1914, 6.30 nachmittags; Mobilmachung befohlen! In Sora und Limbach ertönt die Sturmglocke!
Der Sonntag bringt die Kriegserklärung an Russland und an Frankreich. Dienstag erste Pferdeaushebungen auf dem Marktplatz in Wilsdruff und den anliegenden Straßen. Allemal die besten Pferde! Manchem Besitzer wurde der Abschied von seinen treuen Tieren recht schwer.
Es hieß französisches Gold sei nach Russland unterwegs und solle abgefangen werden. Daher wurden Straßen sperren errichtet. Jedes Auto wurde angehalten und musste sich ausweisen.
Der Eisenbahnverkehr wurde eingeschränkt. Der Gütertransport fiel ganz weg. Von Personenzügen fuhr nur noch die Hälfte. Auf jeder Station gab es langen Aufenthalt, da der Güterverkehr abgewickelt werden musste.
Sonntag, am 2.August, war die Kirche voller als sonst. Manche Besucher war das letzte Mal auf Erden mit den Ihrigen zu heiligen Feier zusammen. Der Sonntag-Abend brachte eine neue Abendmahls-Feier. Nach der Kommunion wurden die einzelnen Krieger mit besonderen Denksprüchen gesegnet. Sie knien noch einmal um den Altar. Die Denksprüche waren für:
Paul Arnold |
Ps. 125, 1 |
Richard Arnold |
Ps. 147,11 |
Max Börner |
Ps. 37,5 |
Arno Fichtner |
2. Thess. 3,3 |
Paul Götze |
Ps. 23,1 |
Max Henke |
Jer. 15,20 |
Arthur Heyde |
Matth. 28,20 |
Otto Imhof |
Jer. 16,19 |
Paul Kästner |
Ps. 27,14 |
Emil Kolske |
Ps. 121,2 |
Max Kolske |
Ps. 121,7 |
Ernst Krätzer |
Ps. 55,17 |
Arno Kuhn |
Ps. 68,21 |
Erich Nitzsche |
Jes. 41,10 |
Arno Partzsch |
Zeph. 3,17 |
Martin Schönhals |
Spr. 3,5 |
Richard Schreiber |
Ps. 124,8 |
Arno Tamme |
Ps. 62,2 |
Über alle wurde zum Schluß Ps. 121,8 Ps. 50,15 und Jes. 55,15 gesprochen. Darauf verabschiedete die Gemeinde die Krieger mit dem Vers „Zieht in Frieden eure Pfade!“ Alle Kommunikanten gingen dann durch die Sakristei aus der Kirche, damit den Scheidenden wie den Bleibenden des Seelsorgers Handschlag noch zu teil wurde, währenddessen im Dunkel der Nacht die Betglocke ihre ernsten Töne erschallen ließ. Wöchentlich gab´s dann eine Kriegsgebetsstunde, in der das „Nun danket alle Gott“ nach eingegangenen Siegesbotschaften gesungen, aber auch der Helden gedacht wurde, die im Kampfe gefallen waren.
Für bedürftige Familien der Kämpfer wurde gesorgt. Das Reich gewährte monatlich für jede Frau 12, später 15 M, für jedes Kind 6 später 7,50 M. Bezirk und Gemeinde zahlten zu, die Gemeinde mit Gutscheinen für Kartoffeln, Fleisch, Brot und Kohlen.
Einkaufen größerer Mengen Lebensmittel. Die Kirchgemeinde Sora konnte bald 600 M ans Rote Kreuz und an die Diakonissenanstalt einschicken. Im Oktober schickte der Frauenverein an das Lazarett Zeithain 4 Zentnerkörbe Äpfel, 2 Kiepen Äpfel, 1 Kiepe Birnen, 1 Kiste Äpfel und Birnen, 1 Sack Äpfel, 2 Sack Kartoffeln, 2 Krüge eingemachte Früchte, 1 Buttertopf, 10 Stück Butter, 1 Kistchen Zigarren, 1 Deckbett, 3 Mandeln Eier, 2 große Kisten Eingemachtes, 1 kleine Kiste desgleichen, 18 Federkissen, 8 Hemden, 18 Handtücher, 2 Dutzend Staubtücher, 3 bunte Taschentücher. Besonders viel Obst wurde in Lotzen gestiftet. Ein halbes Dutzend Hemden war die Arbeit dreier junger Mädel aus Sora und Lampersdorf..
Am 14.Nov. erneute Lebensmittelsendung nach dem Lazarett im Hospital der Diakonisseanstalt zu Dresden: ein großer Bretterwagen mit 6 Zentnern Obst, 3 Kiepen Obst, 3 kleinen Körben Obst, 2 Sack Äpfel, 1 Krug Kraut, 1 Krug Kürbis, 3 Säcke Kartoffeln, 11 Säcke Kraut, 4 Säcke Möhren/Sellerie, 1 Säckchen Backobst, 2 mal Pökelfleisch, 1 mal Speck, 1 mal Schinken, 1 mal Wurst, 1 mal Nudeln, 6 Kürbissen 8 Stück Butter.
Hatten die 21 Krieger der Gemeinde Sora bereits je ein Kirmespaket bekommen, so erhielten sie am 28.Nov. je ein Weihnachtspaket: Strümpfe, Pulswärmer, Schals, Ohrschützer, Fußlappen, Handtücher, Taschentücher, alles Arbeiten des Frauenvereins. In jedes Kistchen kam noch ein Stollen, Kaffee-Extrakt, Kakao, Pfefferkuchen, Waffeln, Choleratropfen, Zigarren, Seife, ein Wärmöfchen.
1915. Große Sammlung von Wollstoffen, Lumpen, Altpapier. Durchsicht auf der Tenne des Herrn Nitzsche, um dann der Wilsdruffer Sammelstelle zugeführt zu werden. Die besseren Kleidungsstücke daraus kamen nach Ostpreußen. Aus der Wolle sollen Decken für die Schützengrabenkämpfer gewebt werden.
Vom 1.Februar ab gelten alle Weizen- und Roggenvorräte, alles Weizen, Roggen-, Hafer- und Gerstenmehl als beschlagnahmt. Den Verbrauch bestimmt die Kriegsgetreidegesellschaft.
1.März: Brotmarkenverteilung: Von nun an verabfolgt der Bäcker sein Brot erst, wenn er 1.die Brotmarke und 2. das Geld erhalten hat.
Am 10.März ordnen in der „Metallwoche“ die Schulkinder vom achten Schuljahr im Wäscheboden des Herrn Nitzsche, was an Metall zusammengekommen ist: 73 Stück Münzen (43 kupferne, 31 silberne), 20 kg Aluminium und Zinn, 120 kg Blei, 25 kg Kupfer, 8,5 kg in Kupferkesseln, 30 kg Messing, 2,5 kg in Staniol, 185 Patronenhülsen, 13 kg Verschiedenes..
Am 11.März wurde eine Osterliebesgabensendung für die 24 Feldgrauen mit Zigarren, Socken und Kleinigkeiten fertiggestellt.
Am 12.März wurden die Liebesgabensendung für das 245. Inf. Reg. Bei Ypern gepackt: 50 Paar Socken, 2 Paar Kniewärmer, 2 Ohrenschützer, 4 Müffchen, 2 Taschentücher, 1 Topf Fett, 6 Stück Butter, 1 Dauerwurst, 2 Pack Schokolade, 30 Zigarren, 120 Bogen Briefpapier, 1 Metze Äpfel und ein paar besondere Esswaren. Am selben Tage überbrachten die Herren Nitzsche und Schönhals dem Wettinstift in Coswig 36 Hühner und 900 Eier.
Im Bericht des Frauenvereins Sora konnte Ende März festgestellt werden, daß 215 Paar Strümpfe,42 Pulswärmer, 9 Schals, 5 Kniewärmer, 2 Kopfschützer, 5 Ohrenschützer gefertigt worden waren. Der erste Grundstock für diese Arbeiten war durch eine Haussammlung des Herrn Kirchschullehrers Grüttner gemacht worden, 470 M. 200 M hatten damals die ostpreußischen Flüchtlinge bekommen, für das übrige Geld kaufte man Strickwolle. Später wurden in den 3 Gasthöfen Sammelbüchsen aufgestellt. Aus der Gaststätte in Lampersdorf und Lotzen wurden sie gestohlen. Der Dieb wurde zwar entdeckt, hat aber keinen Schadenersatz geleistet.
Anläßlich des Geburtstages des Königs im Mai wurde für die Verwundeten gesammelt: Kirchgemeinde Sora spendete 415,70 M.
Am 25.Mai wurde eine Kiste für das 3.Armierungsbatallon 23 im Elsaß gepackt: 1 Hemd, 22 Paar Strümpfe, 2 Par Fußlappen, 3 Pfund Schokolade, 150Zigarren, 4 Mundharmonikas, 2.Pfd. Honig, 4 Pfd. Würfelzucker, 2.Pfd. Kaffee.
Ein Trupp von 16 Gardereitern unter einem Sergeanten rückte mir 18 Pferden und einem Krümpergeschirr ein, um in der Ernte zu helfen. Die Ernte, von gutem Wetter geleitet, war kurz, Körnerertrag gut, aber besonders Hafer, sehr klein.
Durch Vermittlung des Landeskulturrates bekam die Gemeinde eine Anzahl belgischer Beutefohlen, da die Militärbehörde immer aufs Neue Pferde anforderte. So wurde der Zugochse, der bis dahin in der bäuerlichen Wirtschaft nicht gehalten wurde, eingestellt.
Auch Futtermittel wurden angeboten: Kartoffelflocken, Zuckermelasse, Zuckerhäcksel. Aber Mais und Baumwollsaatmehl und die übrigen Kraftfuttermittel waren nur noch für Luxuspreise zu haben. Womit also die Schweine füttern? Die Wissenschaft schrieb in den Zeitungen: „Das Schwein ist unser gefährlichster Feind. Es frisst uns die Nahrungsmittel auf. Also weg mit ihm!“ April und Mai waren böse Monate für die lieben Borstentiere – Im Sommer und Herbst fehlten sie dann.
Der Verbrauch des Brotgetreides wurde eingeschränkt. Jeder Bäcker sollte nur noch 3 Viertel des Mehles verbacken, was er sonst verbraucht hatte. Das Nachtbacken wurde verboten, und damit verschwanden die knusprigen Brötchen vom Frühstückstische. Ins Brot kamen Kartoffeln, und es musste mit dem Buchstaben K gekennzeichnet sein.
Um Weihnachten hielten wir die ersten eisernen Fünfpfenniger in den Händen. Da Fett, Zucker und ausländische Waren bald bedenklich knapp wurden, zogen die Preise an, und manche Leute kauften sich ganze Warenlager zusammen. Auch die Butterpreise gingen in die Höhe. Die „Hamster“, die namentlich sonntags das Dorf überschwemmten, boten immer mehr über dem Tagespreis. Das Stückchen Butter stieg von 63 auf 75 Pf, auf 1,0 M; 1,25 M; 1,50 M. vor Weihnachten kam das Stollenbackverbot. Weil aber manche Hausfrauen dieses Verbot „gerochen“ hatten, war in den meisten Fällen bereits vorher gebacken worden.
1916. Die Schulkinder helfen fleißig Heilkräuter sammeln: Huflattichblätter, Schafgarbe, Rainfarn, Spitzwegerich, Lindeblüten.
Da die Industrie in Dresden und dem Plauenschen Grunde, auf den Krieg eingestellt ist,, viel Arbeit hatte und gute Löhne zahlte, fuhren immer mehr Männer und Frauen dahin. Weil es der Landwirtschaft an männlichen Arbeitskräften fehlte, wurden vom Truppenlager Königsbrück Kriegsgefangene geschickt: Russen. Serben, Franzosen. Das Jahr 1916 war en nasses Jahr, so daß das Getreide wohl in die Höhe schoß, doch fehlte es an Körnern. Die Kartoffelernte war eine Missernte. Zur Brotmarke kamen Butter- und Fleischmarken. Auch Gemüse, Kartoffeln gabs nur gegen Markenabgabe. Im Winter musste dann zum Ärger manches Essers die Kohlrübe herhalten.
1917. Infolge des empfindlichen Mangels an Kupfer und Zinn verfügte die Regierung die Beschlagnahme alles nur irgendwie entbehrlichen Metalls. Glocken, Orgelpfeiffen, kupferne Kessel, Wärmflaschen, messingne Türklinken usw. mussten abgegeben werden.
17.4.1917 Glockenabschiedsfeier in Sora (Bericht Pfarrer Großes): Eine zahlreiche Gemeinde hatte sich ein halb 9 Uhr abends im Gotteshaus zur Kriegsgebetsstunde eingestellt. Nach 3 Versen von „Befiehl du deine Wege“ und der den Bußton tragenden Liturgie wurde eine Ansprache über Jeremia 22,29 gehalten: „Land, Land, Land, höre des Herrn Wort.“ Es wurde daran erinnert, wie diesen Ruf die Glocken in ihrer besonderen Sprache bei Freud und Leid 88 Jahre, besonders jetzt bis ins 3.Kriegsjahr ins Land getragen. Nach dem Verse 327,2 („Weck mich durch den Glockenton“) und dem Dank- und Fürbittgebet für den Dienst der Glocken und die Krieger und den Abendversen „Nun sich der Tag geendet hat“ ging die Gemeinde an den Fuß des Turmes. Nach einer kurzen Beschreibung der Glocken ließen sie noch einmal ihre Stimme in ihrer besonderen Bedeutung als Tauf-, Bet-, Kinderbegräbnis- und Sonntagsglocke hören. Mit dem Vers „Bald mit Liebe, bald mit Leiden“, das diese Töne zusammenfaßte, und nach der Schlußliturgie samt dem Vers „Ein Tag, der sagts dem andern“, endete die Feier. Dann läuteten von ½ 10 bis ½ 11 Uhr die Glocken zusammen ihr Abschiedsgeläut.
Ein eigen Bild der Feldarbeit: wer hätte je gedacht, daß Russen, Serben, Franzosen, auch Italiener die Feldarbeit auf den heimischen Fluren unter der Leitung der Frauen und Väter der Gemeinde, die als Siebziger noch wie Vierziger arbeiten, die Feldarbeit verrichten würden? Daß unter den Lutheranern der Gemeinde Griechisch-Katholische, Römisch-Katholische und Juden russischer Abkunft jahrelang wohnen würden?
Hatte man infolge des langen strengen Winters 1916/17 schlimme Befürchtungen hinsichtlich der Ernte gehabt, so war man doch fehlgegangen. Die Kartoffelernte war überaus gut und reich.
Obwohl zu den vielen Karten die Kohlenkarte hinzugekommen war, bestand doch eine empfindliche Kohlennot. Was in der Woche um 31.Dez. 1917 bis 6.Jan 1918 einem jeden an Lebensmitteln zugebilligt war: 4 Pfd. Brot -,78 M, 1. Lit. Magermilch -,15 M, 50 gr. Butter -,29 M, 250 gr. Fleisch 1,- M, 125 gr. Zucker und 2 Pakete Haustee 1,47 M, 125 gr. Kunsthonig -,19 M, 90 gr. Teigwaren -,16 M, 7 Pfd. Kartoffeln -,28M.
1918. Im Juni forderte die „Spanische Grippe“ auch „Influenza“ genannt eine Anzahl Opfer namentlich unter den jungen und kräftigen Leuten. Hört man die Gespräche im Eisenbahnwagen, kann einem Angst werden. Von Monat zu Monat werden die Befürchtungen schwerer. Die Heeresberichte machen das Herz voller Sorgen. Waffenstillstand und Zusammenbruch. Die Jugend aber tanzt.
Nachkriegszeit
19.6.1919. Fieberhafte Erregung in Sora. Die neuen Glocken aus Bochum (Westfalen) sind in Meißen eingetroffen.
22.6.1919 Feierliche Einholung der Soraer Glocken und Begrüßung an der Ortsgrenze Röhrsdorf/Sora durch Pfarrer Große: Hosea 6,1 „Kommt wir wollen wieder zum Herrn; denn er hat uns zerrissen, er wird uns auch verbinden.“ Darauf Bekränzung der Lutherglocke (25 Zentner), der Betglocke und der Taufglocke.
6.7.1919 Trauergeläut: Es gilt dem Gewaltfrieden von Versailles!
Kriegteilnehmer 1914/18 von Sora
1. Börner. Max + 02.11.1918
2. Donath, Georg
3. Donath, Waldemar
4. Fischer, Max
5. Friedrich, Arno
6. Friedrich, Max
7. Goldschmidt, Max
8. Götze, Paul
9. Grüttner, Karl + 20.10.1918
10. Henke, Max
11. Heyde, Artur
12. Imhof, Otto
13. Krätzer, Ernst
14. Lantzsch, Max
15. Ludwig, Kurt
16. Nitzsche, Erich
17. Nitzsche, Kurt
18. Partzsch, Arno
19. Petry, Heinrich
20. Philipp, Eugen
21. Risse, Paul
22. Scholz, Artur
23. Schönhals, Martin
24. Schubert, Emil
25. Schumann, Alwin + 20.10.1918
26. Schumann, Artur
27. Schumann, Walter
28. Steuer, Kurt
29. Steuer, Martin
30. Steuer, Walter
31. Tamme, Arno
32. Vollprecht, Max
33. Weinhold, Walter
34. Wemme, Artur
Am 18.Oktober 1918 früh ½ 8 Uhr erlag im Luisenhospital in Aachen im Alter von 27 Jahren der aus Lampersdorf gebürtige Paul Alfred Berger, Klempner in Dresden, Sohn des Schmiedemeisters Berger, seiner schweren Verwundung (Bauchschuß) am 20.Sept. bei Meufuiller.
Am 26.Juli 1915, nachmittags zwischen 3 und 4 Uhr, fiel durch Granatsplitter östlich von Verdun der Tischler in Nossen Julius Max Friebe aus Lotzen, im Alter von 34 Jahren, bestattet in Harville. Er hinterließ eine Ehefrau, ein sechsjähriges Mädchen und einen zweijährigen Knaben. Er hatte 1914 vielen Kameraden Särge gemacht. Nun viel er plötzlich im Priester-Wald.
Am 25.Juli folgte im Ostern der Tischler in Wilsdruff Max Oswald Naumann aus Schmiedewalde, der als Sohn des Wirtschaftsbesitzers Max Oswald Naumann seine Kindheit in Lotzen verlebt hatte, er hinterlässt eine Witwe mit 2 kleinen Kindern.
1915 fiel auch der Stiefsohn des Stellmachers Klaus in Lampersdorf, Kurt Lehmann, der in Hamburg Gelbgießer war, im Alter von 26 Jahren. Am 22.Okt. in Belgien schwer verwundet durch Ober- und Unterschenkel, starb er am 26.Oktober. Nach anderer Nachricht wurde er am 23.10.1914 verwundet und starb am 30.10.1914
1916: 6.Febr. Ernst Moritz Schönhals, Grenardier 101 + in Dresden 10.aug. Alfred Oskar Pietzsch, Jäger 13,1 Lampersdorf, gefallen bei Sturmangriff an der Obydra-Höhe bei Zalocze, Galizien, Kopfschuß
4.September, Otto Hugo Moses, Grenardier 101,3 Lotzen, bei Vermando-Villers, Kopfschuß
1917: 10.August, Kurt Artur Lorenz. 4.Inf.-Reg. 103, Lampersdorf, Hetzels Gut, bei Tembrielen.
1918: 15.Juli Oskar Alfred Arnold, 2.Grenardier 101, Lampersdorf, bei Ceurthinzy, Kopfschuß. 30 Juli Kurt Kamillo Mehlig, Res. Inf. 103,8 Lampersdorf, gefallen bei Ploegstreat, 29.Juli schwer verwundet, beerdigt bei Touquet-Berths.
19.September Georg Ernst Kirsten, Res.Inf. 102,3 im Kriegslazarett zu Edingen in Belgien gestorben an der am 9.September erlittenen Verwundung (Lungenschuß), er war der älteste Sohn des bis 1900 auf der Kirstenmühle ansässigen Kirstenmüllers Georg Kirsten. 2.September Georg Max Börner, Fahrer 246,6 Sora + im Feldlazarett bei Montigny, Fliegerbombe.
15.Oktober, Otto Woldemar Donath, Gefreiter, 13.Inf. 178, gefallen bei Büntheville, Kopfschuß
15.Oktober, Emil Arno Schlechte, Pionier, Ers.Bes.Baukomp. 3.Eisenbahnerreg., + an Grippe, Lazarett in Hagen.
20.Oktober, Karl August Grüttner, Unteroffizier, 133, Sora, Grippe nach Lungenschuß
Friedrich Alwin Schumann, Jäger 12, M.G.K. Sora, + Dresden Unterleibstyphus
Verwundet wurden:
Arnold, Alfred 11.5.1915
Arnold, Richard
Fischer, Arno
Friedrich, Max
Günter, Bernhard
Menke, Max
Hennig, Kurt
Heyde, Artur
Kawitzke, Artur
Keller, Willy
Kolske, Max, 2.10.1915 Granatsplitter
Krätzer, Ernst, 5.8.1914 Sturz vom Pferde
Lorenz, Max,
Nitzsche, Erich, 11./12.05.1915 rechtes Auge, 25.6. linkes Bein
Partzsch, Arno, 3.9.1915
Petry, Heinrich, 22.09.1915 Querschlag
Rentzsch, Artur
Scholz, Artur, Schrappnellschuß
Steuer, Kurt, Herbst 1915 zweimal verschüttet
Weinhold, Walter
Winkler, Ernst, Typhus
Kriegsteilnehmer 1914/18 Lampersdorf
Bei Kriegsausbruch dienten aktiv:
Arno Giersch, Bäckergeselle
Alfred Pietzsch, Kaufmannsgehilfe, + 10.8.1916 beim Sturmangriff an der Obydra-Höhe bei Zalosze, Galizien durch Kopfschuß
Artur Pietzsch, Bäckergeselle
Am 2. 8.1914 trafen ein:
Paul, Arnold, Gutsbesitzer
Arno Fichtner, Landwirt
Arno Kühn, Mühlengutsbesitzer
Artur Lorenz, Schirrmeister auf Hetzels Gut + 10.8.1917 bei Tendbrielen
Richard Schreiber, Tischler
Ernst Winkler, Kartoffelhändler (im Sommer 1915 am Typhus schwer erkrankt)
Im Laufe des Krieges zum Heeresdienst einberufen:
Alfred Arnold, Landwirt, verwundet 11.5.1916 + 15.8.1918 bei Courthunzy durch Kopfschuß
Paul Bielas, Knecht (Hetzels Gut) + 1918
Arno Fischer, Knecht (Kuhns Mühlengut), verwundet 1915
Artur Fischer, Knecht (Hetzels Gut), seit 17.8.1918 bei Braisne vermisst
Paul Haymann, Schirrmeister, Landsturm ohne Waffe
Richard Hetzel, Gutsbesitzer u. Gemeindevorstand, zum Landsturm nach Dresden. An seiner Stelle führte Gemeindeältester Mühlengutsbesitzer Gustav Naumann die Amtsgeschäfte von Anfang 1915 bis 10.März 1919
Franz Hellfeuer, Knecht bei Oswin Pietzsch
Hans Kurt Keller, Knecht in Kuhns Gut
Aurel Klunker, Gutsbesitzer
Kurt Mehlig, Gutsbesitzer (Thierbachs Gut) + 30.8.1918 bei Pfoegstreat, nachdem er am 29.8.1918 schwer verwundet worden war – beerdigt bei Tougust-Berthe
Arthur Naumann, Landwirt, nur in Garnison
Ewald Petzold, Stellmachersgeselle, 28.6.1918 – 28.09.1919 in englischer Gefangenschaft
Albin Pietzsch, Landwirt
Oswin Pietzsch, Gutsbesitzer
Alfred Paul, Reichenbach, Knecht in Kuhns Mühlengut
Hermann Schubert, Fabrikarbeiter
Fritz Arno Schuster, Knecht bei Aurel Klunker
Kurt Schüttoff, Landwirt
Alfred Zill, Schmiedemeister
Hugo Paul Ziege, Schirrmeister bei Frau verw. Hamann
Kriegsteilnehmer nach 1918 zugezogen:
Walter Erdmann, Stellmachermeister Nr. 9b
Kurt Funke, Hufbeschlagmeister, Nr. 9d
Edwin Kümmel, Bauer, verheiratet 4.12.1919 mit Martha Mehlig geb. Thierbach, Witwe des am 30.,8.1918 gefallenen Gutsbesitzers Kurt Mehlig
Max Kunze, Bahnarbeiter Nr. 2b
Richard Lehnert, Schmiedmeister, Nr. 9d
Alfed Lorenz, Landwirt, Schwerkriegsbeschädigter
Arno Patzig, Gasthofsbesitzer und Bauer
Alfred Pietzsch, Leutnant d. Reserve, Bauer, eingeheiratet in Hetzels Gut am 10.10.1921 mit Elsa Hetzel
Paul Richter, Maschinenarbeiter
Max Rüdrich. Wirtschaftsbesitzer
Max Spitzenberger, Schlosser
In Gefangenschaft gerieten:
1915 Emil Kolske aus Lotzen, Inf. 178,2 in Frankreich
1916 Walter Schumann, Sora, Inf. 26,10 in England
Willy Keller, Sora, Landwehr 101 einst Kästners Gut, in amerikanische
Gefangenschaft in Frankreich
1918 Ewald Petzold, Lampersdorf, Inf. 182, in engl. Gefangenschaft
Kriegsteilnehmer 1914/18 Lotzen
1. Arnold, Richard
2. Dienhold, Bruno
3. Friebe, Max, + 26.04.1915
4. Günther, Bernhard
5. Hermann, Paul
6. Kästner, Paul
7. Kawitzke, Otto
8. Kolske, Alfred
9. Kolske, Emil
10. Kolske, Max
11. Lorenz, Artur
12. Lorenz, Martin
13. Lorenz, Max
14. Moses, Otto + 04.11.1916
15. Naumann, Max + 25.08.1915
16. Rentzsch, Alfred
17. Rentzsch, Arno
18. Rentzsch, Artur
19. Rentzsch, Martin + 06.02.1916 Res.Laz. I. Dresden
20. Saupe, Artur
21. Schlechte, Arno + 15.10.1918
22. Schlechte, Reinhold
Die Gefallenen 1914/18 siehe am Beginn der Schilderung 1914/18.
Kriegsteilnehmer 1939/45 Sora
Rudolf Danner
Herbert Dietrich
Gerhard Erler
Erich Fleischer
Heinz Götze
Martin Haubold
Erhard Heyde + 19.08.1945
Arndt Heyde
Herbert Imhof
Martin Kaiser
Karlfried Klotzsche
Fritz Krätzer
Kurt Kutzsche
Werner Kutzsche
Kurt Obendorfer
Helmut Partzsch
Hermann Petry
Johannes Petry
Rudolf Petry
Wilhelm Pompsch
Gerhard Proske
Joachim Risse
Heinz Risse
Werner Risse
Rudolf Rülker + 23.08.1942
Christian Schönhals
Kurt Schubert
Otto Schubert
Willy Schultze
Erich Schumann
Heinz Schumann
Ernste Schuster
Kurt Stange
Herbert Tamme
Paul Fritz
Friedrich Ziller
Kurt Zuschke
Kriegsteilnehmer 1939/45 Lampersdorf
Erich Arnold, Jungbauer ab 12.02.1940
Herbert Claus, Stellmachermeister ab 18.04.1940
Kurt Friedrich, Wirtschaftsgehilfe bei Alfred Pietzsch ab 25.02.1943
Otto Frieke, Landhelfer b. Bauer Arthur Hamann ab Dez. 1939 + 1943
Kurt Funke, Schmied- und Hufbeschlagmeister ab 27.08.1939 – 25.8.1940
Max Jähnigen, Landwirtschaftsgehilfe bei Herbert Wetzig ab 17.11.1942
Karl Kretzschmar, Geschirrführer b. Alfred Pietzsch ab Sept. 1939
Gunther Kuhn, Jungbauer ab 14.10.1940
Erich Kümmel, Jungbauer ab 07.02.1941
Wilfried Kümmel, Jungbauer ab 08.01.1944 RAD
Arno Kunze, Landwirtschaftsarbeiter ab 27.08.1939
Florenz Lorenz, Landwirt ab 16.04.1941
Johannes Mehlig, Landwirt ab 1937 + 1945 Ostpreußen
Kurt Müller, Geschirrführer bei Alfred Pietzsch ab 30.08.1941
Walter Müller, Angestellter ab 15.12.1940
Willy Müller, Geschirrführer bei Oswin Pietzsch ab 15.06.1940
Max Münch, Zimmerer ab 25.11.1940
Rudolf Novotny, Landwirtschaftsgehilfe bei Edwin Kümmel ab 15.06.1940
Werner Patzig, Wirtschaftsgehilfe ab 02.11.1940
Gotthard Pietzsch, Jungbauer ab 24.08.1943
Paul Prause, Ziegeleifacharbeiter ab 02.03.1940
Rudolf Schreiber, Lokomotiv-Heizer ab 24.06.1943
Paul Richter, Maschinenarbeiter ab 27.08.1939 – 4.10.1940
Otto Schubert, bei Alfred Pietzsch als Melker ab 25.02.1943
Max Spitzenberger, Schlosser ab 03.09.1939
Erich Stehr, Landwirtschaftsgehilfe ab 1939
Franz Trenker, Geschirrführer bei Alfred Pietzsch ab Sept. 1939
Friedrich Walter, Ofensetzer ab 11.12.1940
Herbert Wetzig, Landwirt ab 18.12.1943
Helmut Winde, Landwirtschaftsarbeiter bei Edwin Schüttoff ab Dez. 1939
Gerhard Witt, Wirtschaftsgehilfe bei Oswin Pietzsch ab 15.10.1940
Alfred Pietzsch, Bauer 1.8.-20.8.1939, 3.3.1941-6.7.1943, 1.11.1942
zum Hauptmann befördert, führte eine Batterie vor Leningrad
[1] [2] Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae I A 2 , 523 http://isgv.serveftp.org/codex/codex.php?band=cds1a2&f=&a=b&s=361
[2] [3] 1= Risse 3= Pfarrgut/Hennig, 9=Heide, 12=Kästner, 14= alte Schule 16= Obendorfer 17= Nitzsche 19=Beigut Risse
[3] [4] 7 = Pietzsch, 8=Lantzsch, 10=Pietzsch, 11= Schönhals
[4] [5] 2 = Steuer
[5] [6] 18=Krätzer 20=Imhof
[6] [7] 22 = Zuschke
[7] [8] Vergleiche: Heimatblätter 1911/54 Aus einem alten Aktenstück zu Sora
[8] [9] Leopold I. von Anhalt-Dessau (1676 – 1747) 1698 bis 1747 Fürst von Anhalt-Dessau
[9] [10] Friedrich II., auch Friedrich der Große (*24.1.1712 Berlin +17.8.1786 Potsdam)
[10] [11] Friedrich Heinrich Ludwig von Preußen (1726–1802), Bruder Friedrichs II
[11] [12] Dubislaw Friedrich von Platen (* 23. August 1714) Sohn des Hans Friederich von Platen und ebenfalls preußischer General der Kavallerie.
[12] [13] Friedrich Albrecht Gotthilf Freiherr von Ende Generalleutnant, *15.2. 1765, + 4.10. 1829.
[13] Alle Personen, die zu meinen direkten Vorfahren gehören, sind im folgenden farbig markiert.
[14] [14] Siehe auch Familiengeschichte der Familie Leuteritz: VII. Johann Gottlob Leuteritz (13.07.1787 – 1852)
Im Österreichischen Feldzug 1809 kämpfte Johann Gottlob Leuteritz (13.07.1787 – 1852) bei Aspern, wo er Augenzeuge der tiefen Bewegung Napoleons über die tödliche Verwundung des tapferen Marschalls Lannes wurde, entging bei Wagram nur knapp dem Tode, als eine Kugel ihm den Tornister durchbohrte, erkrankte mit vielen Kameraden bei Preßburg schwer infolge Genusses von Weintrauben und kam erst nach Monaten krank nach Klipphausen zurück, wo er von seinem Vater freundlich aufgenommen und verpflegt wurde. Wiederhergestellt kam er in Garnison nach Wittenberg, später nach Dresden. 1812 nahm er am Feldzug gegen Rußland teil und kostete alle Schrecken des furchtbaren Rückzuges schwer verwundet und geriet in preußische Gefangenschaft. Er wurde erst nach Berlin, dann nach Spandau, schließlich nach Königsberg gebracht, trotz seiner Verwundung als Sachse von den aufgebrachten Preußen vielfach mißhandelt, trat um diesem zu entgehen, in preußische Dienste und wurde zum Unteroffizier befördert. 1814 desertierte er aus Haß gegen die Preußen, die ihn so schmählich behandelt, zu den Engländern, machte die Schlacht bei Waterloo mit und trat, um nicht den Preußen ausgeliefert zu werden, in französische Dienste. Er kam in Garnison auf die Insel Korsika, kehrte 1822 nach Frankreich zurück und erhielt 1824 seinen Abschied. Im Herbste dieses Jahres langte er in seiner Heimat wieder an und widmete sich wieder der Landwirtschaft.
[15] [15] An den folgen der Verwundung gestorben
[16] [16] An den folgen der Verwundung gestorben